Mindestlohn für alle, Prekäre Arbeit verbieten!

Der 1. Mai hat eine lange Tradition auf der Welt als Tag der Arbeit. Vor 130 Jahren kämpfte die Arbeiterbewegung bereits für Rechte, die für uns heute selbstverständlich scheinen, wie den Achtstundentag. Nach Massenstreiks, u.a. in Chicago, ging der 1. Mai in die Geschichte ein, als Tag der Arbeit oder internationaler Kampftag der Arbeiterklasse.

Auch heute noch gehen Arbeiter, Jugendliche und Auszubildende alljährlich an diesem Tag auf die Straße und haben auch guten Grund dazu. Denn die Arbeitsbedingungen, besonders für Jugendliche, sehen nicht besonders rosig aus. Fast über die Hälfte der unter 25-Jährigen arbeitet im Niedriglohnsektor und unter unsicheren Arbeitsverhältnissen. Betroffen sind vor allem Jugendliche, die in Leiharbeit, Minijobs, Praktika und unter befristeten Verträgen arbeiten.

Aktuell gibt es 50.300 Zeitarbeitsfirmen in Deutschland, die täglich rund 1 Mio. Arbeiter, über Arbeitnehmerüberlassungen, an Fremdfirmen verleihen. Trotz gleicher Arbeit, verdient ein Leiharbeiter, im Vergleich mit einem Festangestellten, durchschnittlich zwischen 43 % und 60 % weniger Lohn. Nach dem gleichen Prinzip funktionieren auch Werkverträge, unter denen Arbeiter für die gleiche Arbeit einen niedrigeren Lohn erhalten, als die Stammbelegschaft.

Als würde diese Ungerechtigkeit nicht ausreichen, kann der Arbeitgeber den Arbeiter auf die Straße setzen, wenn er keinen Bedarf mehr sieht. Die wohl treffendste Beschreibung für diese Tatsache ist: „moderne Sklaverei“!

Deshalb fordern wir das Verbot von prekärer Arbeit!

Auch die Situation der Azubis ist alles andere als einfach. 38,2 % der Auszubildenden leisten regelmäßig Überstunden, über 15 % bekommen dafür keinen Ausgleich, obwohl dies vorgeschrieben ist. Einem Drittel der Auszubildenden liegt kein betrieblicher Ausbildungsplan vor und die durchschnittliche Ausbildungsvergütung liegt bei 697 Euro. Viel zu wenig für einen jungen Menschen, um ein unabhängiges und selbstbestimmtes Leben zu führen.

Der Ausbildungsreport 2015 der DGB Jugend zeigt, dass vor allem Jugendliche mit Migrationshintergrund nur selten in Ausbildungsberufen mit den besten Bewertungen vertreten sind. Stattdessen finden sie sich eher in Berufen wider, die meist schlecht bezahlt werden, wie Friseur, Zahnarzthelfer oder Einzelhandelskaufmann und –frau.

Oft fällt es auch gerade Jugendlichen mit Migrationshintergrund schwer, einen Ausbildungsberuf ihrer Wahl zu finden. Vorurteile und ein diskriminierender Auswahlprozess sind noch immer zu stark vertreten.

Deshalb fordern wir eine Mindestausbildungsvergütung!

Seit dem 01.01.2015 gibt es endlich einen Mindestlohn in Deutschland. Lange Zeit hat sich das reiche Industrieland Deutschland, als einer der wenigen Staaten, dagegen gesträubt, einen Mindestlohn einzuführen. Erst nach Jahren des gewerkschaftlichen und gesellschaftlichen Drucks wurde der Mindestlohn eingeführt.

Doch wie viel nutzt einem ein Gesetz, dass nicht für alle gilt? In den ersten sechs Monaten ihrer Beschäftigung darf der Lohn von Langzeitarbeitslosen, also Beziehern von Hartz IV, den gesetzlichen Mindestlohn unterschreiten. Ebenso gibt es bestimmte Arbeitszweige, in denen der Mindestlohn nicht gilt. Besonders haarsträubend ist, dass der Mindestlohn für Jugendliche unter 18 Jahren ebenfalls nicht greift. Die scheinheilige Begründung, dass Jugendliche dann eher in Minijobs etc. arbeiten würden, als eine Ausbildung anzufangen, ist nichts anderes, als unverschämt und diskriminierend und macht somit Jugendliche zu günstigen Arbeitskräften!

Deshalb fordern wir einen flächendeckenden Mindestlohn für alle – weg mit den Ausnahmeregelungen!

Auch wenn die Arbeitsbedingungen nicht so sind, wie vor 130 Jahren, leiden besonders junge Menschen, unter ihnen besonders die mit Migrationshintergrund, unter den Zuständen. Zu oft bekommen wir gesagt, dass es uns hier doch gut ginge, dass wir uns nicht beschweren sollten, immerhin arbeiten Menschen in anderen Ländern unter viel gefährlicheren Bedingungen und für viel weniger Lohn als wir. Ja, das stimmt. Es gibt Menschen, denen es bei weitem schlechter geht, als uns, aber das bedeutet nicht, dass es den Werktätigen in Deutschland gut geht! Besonders wir die jungen Arbeiter und Azubis haben ein Anrecht auf eine Ausbildung, die auch anständig vergütet wird, einen Arbeitsplatz, in dem wir nicht Arbeiter zweiter Klasse sind und einen Mindestlohn, der ohnehin in einem Land, wie Deutschland bei weitem höher sein müsste als 8,50 €, der auch für uns gilt! Deshalb lasst uns alle, gemeinsam am 1. Mai auf die Straßen gehen und zeigen, dass wir mehr wert sind!

Flyer Download:

Auf zum 1.Mai Flyer A4 2016 PDF
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