immer mehr konsumMan gibt uns vor, dass wir uns alles leisten können. Wir leben in einer Welt der Illusionen und können uns alles Materielle kaufen. Das erste Auto, ein neues Handy, den Laptop und alles auf Kredit, sogar das Studium. Den Jugendlichen wird das Gefühl gegeben, sich alles leisten zu können, ohne sich bewusst zu werden, wie schnell man sich bis zum Hals im Schuldenberg befindet. Wir haben immer mehr Jugendliche, die überschuldet sind und bis zu 30.000 Euro ist nichts Ungewöhnliches.

Ein Junge, höchstens 18 in einem der bekannten Elektronikeinkaufstempel. Auf dem Laufband ein IPhone 5s, ein IPad und die Playstation 3. Die neueste Spielkonsole fehlt noch. An der Kasse wird einfach mit der Sparkassenkarte bezahlt. Ob das Geld tatsächlich vorhanden ist, ist in dem Fall scheinbar unwichtig.

Dies ist eine einzelne Sequenz aus dem Alltag eines Jugendlichen und steht leider für viele Beispiele. Es ist eine Tendenz, der eine ganze Generation hinterherhinkt: Unbezahlte Rechnungen und ein Berg von Schulden, welcher immer weiter wächst. Die Zahl der Jugendlichen, die auf Pump leben, steigt immer weiter an. Laut dem Schuldneratlas hat sich die Zahl der unter 20-jährigen überschuldeten Jugendlichen seit 2004 mehr als vervierfacht und jeder Achte zwischen 18 bis 20 kann seine Fixkosten im Monat nicht aufbringen.

Schuldenfalle scheint die Erklärung

Die Begründung dieses Zustandes kann nicht nur sein, dass wir heute alles auf Pump kaufen können oder es viele Möglichkeiten der Ratenzahlung gibt. Sei es die Waschmaschine für die neue Wohnung oder das Smartphone mit 24 Monatsraten. Natürlich ist dies ein Faktor und leichter geht es über`s Internet mit lediglich ein Paar Klicks. Genau wie auch Geldhäuser sich immer weiter auf die Zielgruppe der Jugend fokussieren, mit Dispo-Krediten für Azubis oder Studenten ist ein Faktor, aber nicht die einfache Erklärung. Denn dann würden wir den Zustand so akzeptieren und lediglich die Werbebranche, Banken und Hersteller kritisieren. Das große Problem scheint eher unsere postmoderne Epoche zu sein, welche uns sowohl institutionell, als auch mit seinen Medien, wie Internet, Filmen, Musik usw vorspielt, unbegrenzt konsumieren zu können. Das wir zu allem in der Lage sind, Hauptsache wir wollen es. Auch ohne Bildung, Perspektive und Jobaussichten. Frei nach dem Motto „Ich kann mir alles Leisten, auch ohne Geld“.

Konsumwünsche, welche uns als Gefühl von Freiheit vermittelt werden und unser Kontostand klaffen immer weiter auseinander, genau wie die offensichtliche Lücke zwischen Arm und Reich. Auch wenn die Jugend sich noch in den ersten Jahren zuhause gut schlägt, spätestens wenn der erste Schritt in die Eigenständigkeit kommt, führt der Weg nicht um Schulden vorbei. Denn die Jugend will unabhängig sein, ausziehen, sich eine eigene Wohnung leisten, um sich ein eigenes Leben aufzubauen. Ihre Lebensumstände, die Realität, passt aber nicht mit ihren Wünschen zusammen. Denn das erste Gehalt, sei es durch die Ausbildung, den Nebenjob oder die Leiharbeit reicht meistens nicht mal für ein WG-Zimmer.

Was braucht Jugend

Es scheint als ob man die Welt nur noch durch Konsum erleben könnte. Die Werbung beeinflusst uns hierbei natürlich sehr stark, aber auch die Politik und unsere ganze Erziehung vom Kindergarten bis hin zum Studium. Wir müssen immer schneller, besser, schöner und erfolgreicher sein, um eine Anerkennung zu bekommen oder uns was leisten zu können. Die Perspektive scheint immer nur auf das nächste Produkt gerichtet zu sein, „was kann ich mir als nächstes Kaufen“ oder „Wann kann ich mir das … endlich leisten“. Wir brauchen dies alles, da es uns scheinbar ein Status in der Gruppe oder Gesellschaft verleiht. Uns sollte aber bewusst werden, dass es wichtigere Dinge gibt, als Statussymbole. Eine gemeinsame Sichtweise der Dinge wäre ein Anfang, um die tatsächlichen Probleme lösen zu können.

Suphi Sert