Auch dieses Jahr haben tausende Menschen in Berlin an die am 15. Januar 1919 ermordeten Revolutionäre Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht („LL“) erinnert. Am Sonntag zogen die Demonstranten um 10 Uhr vom Frankfurter Tor über die Karl-Marx-Allee bis zur Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Zentralfriedhof in Friedrichsfelde. Trotz des kalten Winterwetters nahmen viele Menschen an der Demonstration teil. Organisiert wird der Gedenkmarsch, wie in den Jahren zuvor auch, von einem breiten Bündnis linker Gruppen und Organisationen.

Angekommen am Friedhof legten Tausende Menschen rote Nelken am Grabstein mit der Aufschrift „Die Toten mahnen uns“ nieder und zogen um das Rondell. Auch vor dem Friedhofsgelände hatten Organisationen, Initiativen, Verlage und Parteien Informationsstände aufgebaut.

Wie jedes Jahr kamen auch Vertreter der Linkspartei morgens vor Einmarsch der Demonstranten in den Friedhof und legten einen Kranz und gedachten den Gründern der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Dieses Jahr waren die beiden Vorsitzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger, die Fraktionschefs Sarah Wagenknecht und Dietmar Bartsch, der frühere Vorsitzenden Oskar Lafontaine und die Bundestags-Vizepräsidentin Petra Pau vertreten.

Von der Weimarer Republik über die NS-Zeit bis heute

Dieser Gedenktag wird seit der Weimarer Republik bereits schon als Gedenkveranstaltung für die Opfer des Spartakusaufstandes praktiziert. Der Berliner Magistrat verweigerte damals der KPD, die Toten auf dem Friedhof der Märzgefallenen in Berlin – Friedrichshain zu bestatten, und wies ihr stattdessen einen hinteren Bereich auf dem abgelegenen Friedhof Berlin-Friedrichsfelde zu. Dieser war für gewöhnliche Kriminelle vorgesehen und wurde „Verbrecherecke“ genannt. Die USPD und KPD organisierten dort eine gemeinsame Begräbnisfeier, durch die aus diesem Friedhofsbereich ein dauerhafter „Wallfahrtsort“ entstand. Am 25. Januar 1919 wurden 33 der Toten, darunter Karl Liebknecht, dort beerdigt. An dem Trauerzug nahmen über 100.000 Menschen teil. Für Rosa Luxemburg wurde neben Liebknechts Grab ein leerer Sarg beigesetzt, da ihre Leiche damals noch nicht gefunden worden war. Am 1. Juni 1919 wurde ihre Leiche im Berliner Landwehrkanal gefunden. Am 13. Juni wurde sie nachträglich in Friedrichsfelde beigesetzt.

Später in der NZ-Zeit wurde die Gedenkstätte durch die Nationalsozialisten zerstört und verboten. Am 17. Januar 1933 wurden alle Teilnehmer der Demonstration festgenommen und verhört. Im Jahr darauf wurde durch das NS-Regime, die Gedenkstätte vollständig zerstört. Doch die Kommunisten und Antifaschisten solidarisierten sich weltweit und setzen das traditionelle Gedenken fort. In New York wurde am 17. Januar 1936 von deutschen Emigranten eine LL-Feier organisiert auf dem auch Bertolt Brecht und Hanns Eisler teilnahmen. Auch wurden in den kommenden Jahren weitere LL Veranstaltungen durchgeführt wie z.B. in Mexiko-Stadt am 17. Januar 1942 das von Exil-Kommunisten und Antifaschisten organisiert wurde. Inhaftierte Angehörige der verbotenen KPD ließen sich nicht abschrecken und organisierten in schwierigen Bedingungen 1943 im Arbeitslager in Bad Urach auch eine illegale LL-Feier.

Nach dem zweiten Weltkrieg fand erneut jedes Jahr eine Demonstration zum Gedenken an die ermordeten Sozialisten statt. Und am 13. Januar 1946 fand die erste unter dem Titel „Gedächtniskundgebung der SPD und KPD für Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg“ und als „Kampfdemonstration der Berliner Werktätigen“ organisierte Gedenkveranstaltung statt und wurde bis zur Wiederverneigung Deutschlands alljährlich von der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) als Massendemonstration veranstaltet.

Seit 1990 demonstrieren verschiedene linke Gruppen, Organisationen und Parteien jedes Jahr noch immer am traditionellen Gedenktag. Auch wurde seit dem Tod von Lenin (21. Januar 1924) der Gedenktag als Lenin-Liebknecht-Luxemburg Demonstration durch die KPD bezeichnet. Heute noch wird diese ähnliche Bezeichnung (abgekürzt LLL-Demonstration) verwendet.

LLL – Aktuell wie noch nie!

Mittlerweile sind 98 Jahre seit der Ermordung der deutschen Sozialisten Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht vergangen aber noch immer blicken tausende Menschen auf ihren Grab und gedenken ihnen jedes Jahr aufs Neue. Noch immer sind ihre Ideen und ihr Kampf aktuell. Liebknecht der 1914 im Reichstag gegen die Kriegskredite stimmte und diese mit der Begründung „Dieser Krieg, den keines der beteiligten Völker selbst gewollt hat, ist nicht für die Wohlfahrt des deutschen oder eines anderen Volkes entbrannt. Es handelt sich um einen imperialistischen Krieg, einen Krieg um die kapitalistische Beherrschung des Weltmarkts, um die politische Beherrschung wichtiger Siedlungsgebiete für das Industrie- und Bankkapital.“ ablehnte, ist heute noch immer aktuell, wenn wir uns die derzeitige Situation in Syrien, Afghanistan und Irak anschauen. Auch Rosa Luxemburg hat ihre Aktualität noch immer nicht verloren und ist ein Symbol der arbeitenden Klasse, die uns zeigt, wie wichtig es ist, sich zu organisieren!

Internationale Rosa Luxemburg Konferenz 2017

Mit mehr als 2.800 Besuchern gelang dieses Jahr ein erneuter Rekordbesuch auf der Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz, die dieses Jahr zum 22. mal von der sozialistischen Zeitung „Junge Welt“ am Tag vor der LL Demonstration organisiert wurde. Eines der Highlights des Abend war der Besuch von Ertugrul Kürkcü, HDP-Parlamentsabgeordneter in der Türkei. Er verlas eine Grußbotschaft des eingeladenen, aber inhaftierten HDP-Co-Vorsitzenden Selahattin Demirtas, der deswegen nicht persönlich kommen konnte und beschrieb die derzeitige Situation in der Türkei.