Am 25.03.2020 hat sich die Kultusministerkonferenz dazu entschieden die Abiprüfungen trotz der Corona-19-Pandemie stattfinden zu lassen. Seitdem hat sich nicht viel geändert. In Hessen und Rheinland-Pfalz werden die Prüfungen geschrieben bzw. wurden schon geschrieben. Der Rest der Länder hat die Abiturprüfungen um rund einen Monat in den Mai verschoben. Auch wenn „die Kurve“ nach den derzeitigen Daten abzuflachen scheint, ist das Risiko für ein schnelles Ausbreiten des Virus durch Prüfungen durchaus möglich.

Die Kultusministerkonferenz teilt mit, dass die Abiturprüfungen stattfinden werden, soweit es aus Infektionsschutzgründen möglich sei. Die derzeitige Situation übt auf die Schülerinnen und Schüler zusätzlichen Druck aus, zusätzlich zum Prüfungsstress und macht es für viele zu einem Belastungstest. Schülerinnen und Schüler müssen selbstständig ihren Schulalltag planen und sich auf die wichtigste Prüfung ihres bisherigen Lebens vorbereiten. Dazu kommt die Ungewissheit, was die Zeit mit sich bringen wird.

Seit Jahrzehnten ist es bekannt, dass Kinder aus armen Familien mit höherer Wahrscheinlichkeit später selbst arm sein werden. Das deutsche Bildungssystem benachteiligt systematisch Schüler aus Arbeiterfamilien und verwehrt ihnen die Bildungsgleichheit. Schüler mit Migrationshintergrund sind davon besonders betroffen. Die Benachteiligung beginnt beim Krippen- bzw. Kitaplatz und zieht sich fort bis zum Ende des Studiums. Die Ursachen der Ungleichheit sind bekannt und dennoch wird nichts unternommen, um diese zu beheben.

Angesichts der Corona-Pandemie zeigt sich diese Ungleichheit deutlicher. Diese Jugendlichen müssen oftmals sich das Zimmer teilen oder haben keinen geeigneten Lernplatz in der Wohnung, wo sie konzentriert sich den Aufgaben widmen können. Hinzu kommt, dass die Computer im Haushalt mit Eltern und Geschwister geteilt werden müssen, da das Geld schlicht und einfach nicht da ist, um für jede Person einen zu kaufen. Ganz zu schweigen von den Aufgaben, die die Schüler zu Zeit der Pandemie zu Hause für die Familie übernehmen.

Inzwischen haben sich auch einige Lehrer in verschiedenen Mieden zum digitalen Unterricht und die Abiturprüfungen geäußert. Die Äußerung des Lehrerverbands, dass „schwache“ Schüler die Klasse wiederholen sollten ist ein Skandal und sollte verurteilt werden. Es ist in der Verantwortung des Staates, dass das Recht auf Bildung auch zu den Zeiten der Pandemie gewährleistet ist!

Doch sollen in allen Bundesländern die Prüfungen stattfinden, da die Infektionsschutzmaßnahmen eingehalten werden könnten. Dazu sollen zwischen den Prüfungen die Tische und Türgriffe desinfiziert werden und der Mindestabstand solle 1,5 m zwischen den Schülern betragen. Gerade beim Abitur wurden bislang schon Zweidrittel der Leistungen erbracht und eine Prüfung unter diesen Umständen eine Zumutung für alle Schüler! Eine weitere Verbreitung des Virus durch zentrale Prüfungen kann keiner verantworten!

Deshalb schließen wir uns der Entscheidung der Berliner Schülervertretung an und fordern eine bundesweite freiwillige Teilnahme an den Abiturprüfungen! Schüler sollen selbst entscheiden dürfen, ob sie in der derzeitigen Lage an einer zentralen Prüfung teilnehmen wollen. Bei Nicht-Teilnahme soll das die Durchschnittsnote des Fachs als Prüfungsnote anerkannt werden. Schüler, die die Abiturprüfung während der Corona-Pandemie abgelegt haben, sollen die Möglichkeit haben die Prüfung zu annullieren.

Auch für alle anderen zentralen Prüfungen gilt: Freiwilligkeit an der Teilnahme!

Die Gesundheit der Schüler ist wichtiger als Prüfungen!