arm arbeitslos obdachlosImmer mehr Menschen in Deutschland verlieren den Dach überm Kopf – dass Deutschland von der Wirtschaftskrise nicht betroffen sei, bekommen diese Menschen am geringsten zu spüren.

Laut Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAGW) beträgt die Zahl der Obdachlosen etwa 285.000, darunter mehr als 30.000 Minderjährige. Im Vergleich zum Jahr 2012 bedeutet dies einen Anstieg von knapp 15%. Doch dabei bleibt es nicht: Wenn sich die Tendenz nicht ändert, wird laut BAGW die Zahl bis zum Jahre 2016 auf 380.000 Wohnungslose steigen.

Als wohnungslos gelten Menschen, die keinen mietvertraglich abgesicherten Wohnraum beziehen. Ein Großteil von ihnen lebt laut BAGW bei Freunden und Verwandten oder in Hilfseinrichtungen. Doch 25.000 Wohnungslose haben diese Möglichkeiten nicht und müssen auf der Straße leben.

Das Leben auf den Frankfurter Straßen

Wie in den meisten Großstädten, die mit ihrem Reichtum glänzen, ist auch in Frankfurt die Armut deutlich zu sehen. U-Bahnunterführungen sind das beste Beispiel für einen solchen Zwiespalt – während Akteure der Frankfurter Finanzmetropole in Anzügen auf ihre Bahn warten, versuchen Obdachlose wenige Meter von diesen entfernt, sich vor der Kälte zu schützen. Denn U-Bahnunterführungen werden schnell zum Schlaf- und Schutzplatz, vor allem bei Kältetemperaturen. Anfang November hatte die Stadt Frankfurt Eigenwerbung für etwas Selbstverständliches gemacht: Im Winter dürfen Obdachlose offiziell die Bahnebene als Übernachtungsort nutzen, schließlich wäre es keine gute Publicity für die Stadt, wenn jemand erfrieren würde. Wohnungslose dürfen zwischen 22 und 6 Uhr ihre Schlafsäcke und Decken ausbreiten, da sie sonst, so die Stadt Frankfurt, das Konsumklima vor den Geschäften stören würden. Damit dies auch eingehalten wird, wacht eine Securitymannschaft der Zeitarbeitsfirma WISAG darüber, dass sich tagsüber niemand niederlässt.

Keine Spende für Obdachlose

An Weihnachten gibt es Geschenke, jedoch nicht für Obdachlose. So stieß ein Ehrenamtlicher des Vereins Menschenskinder, welcher gespendete Isomatten an die Obdachlosen verteilen wollte, auf harten Widerstand seitens der Wachmänner. Für das Verteilen von Hilfsmaterialien sei zunächst eine Genehmigung von der Verkehrgesellschaft Frankfurt (VGF) einzuholen, da diese hafte, falls die Isomatten beispielweiße Feuer fingen.

So wurden in Frankfurt Schlafsäcke und Isomatten durch den Sicherheitsdienst entwendet. Auch dürfen Obdachlose keine Schließfächer mehr belegen, in denen sie ihr weniges Hab und Gut verstauen können. Ziel ist es, dass wohnungslose Menschen sich nicht längerfristig an einem öffentlichen Ort einrichten können – eine Maßnahme, die die Existenz der betroffenen Menschen bedroht.

Aber die Hoffnung stirbt zuletzt, denn wie wir wissen, rettet Deutschland gerne – zumindest Banken. Warten müssen wir jetzt nur noch auf den Tag, an dem die Politik auch dem Menschenleben einen Wert zuschreibt.

Gülçin Mengi