Die Zurückeroberung des Weihnachtsfestes

Seit dem 9. November läuft „Bad Moms 2″ in den deutschen Kinos. In der 104minütigen Filmfortsetzung zu „Bad Moms“ treffen die drei Mütter Amy, Carla und Kiki eine Woche vor Weihnachten auf ihre eigenen Mütter, die unabhängig voneinander ihren Töchtern einen Besuch abstatten. Doch statt einer besinnlichen Vorweihnachtszeit werden die drei Frauen mit Generationskonflikten, fehlender Privatsphäre und zu hohen Erwartungshaltungen konfrontiert. Denn die Großmütter bringen nicht nur Geschenke mit, sondern haben genaue Vorgaben, wie ein perfektes Weihnachtsfest abzulaufen habe. Zwischen Lametta, Geschenkpapier, viel Alkohol und obszönen Lebkuchenfiguren beschließen Amy und ihre Freundinnen Weihnachten dieses Jahr zurückzuerobern: Sie wollen nicht mehr versuchen, es allen recht zu machen. Stattdessen wollen sie lieber Weihnachten in ihrem Sinn feiern, das heißt nicht ganz so hektisch und mit Essen vom asiatischen Lieferdienst. Aber Amys Mutter sieht das anders, ihrer Meinung nach genießt eine Mutter nicht, sondern sorgt dafür, dass alle anderen genießen. Entsprechend versucht sie mit allen Mitteln Weihnachten nach ihrem Geschmack zu organisieren. Mutter und Tochter streiten sich immer weiter, bis es zur Eskalation kommt und das Fest ins Wasser zu fallen scheint. Doch, was wäre ein Hollywoodfilm an Weihnachten ohne große Versöhnung? Natürlich vertragen sich die beiden schließlich wieder und das Fest der Liebe kann – den Müttern sei Dank – doch stattfinden!

In Hollywood bestimmen Männer, wer eine gute und wer eine schlechte Mutter ist

In Hollywood reicht es schon aus, nicht jeden Tag einen Kuchen zu backen, um als schlechte Mutter zu gelten. Nur Frauen, die mit völliger Hingabe sich um die Erziehung der Kinder und um den Haushalt kümmern, scheinen auch vollwertige Mütter zu sein. Wenn Frau gerne mal ein Glas Wein trinkt oder zur Abwechslung nicht die Hausaufgaben des Nachwuchses erledigt, gilt sie hier schon – Vorsicht! – als „Bad Mom“. Dabei ist genau das die Lebensrealität vieler Frauen. Sie eifern nicht nur der traditionellen Mutterfigur nach, sondern versuchen alles in einem zu vereinen: Ehefrau, Mutter und Karrierefrau. Ein drittes Bein wäre erforderlich, um den Spagat zwischen den Rollen zu bewerkstelligen und ein Gleichgewicht herzustellen. Falls denn überhaupt so ein Gleichgewicht möglich ist. Genau diese Art von schlechten Müttern verkauft auch der Film an seine Zuschauer. Merke: Um als schlechte Mutter abgestempelt zu werden bedarf es nicht vieler Kriterien, backt man mal einen Kuchen zu wenig oder gar mit einer Fertigteigmischung gehört man schon zum Club.

Es ist irgendwie auch nicht besonders erstaunlich, dass zwei Männer Drehbuchautoren sind und gleichzeitig Regie für den Film geführt haben. Demzufolge zählt anscheinend nur die Meinung von zwei Männern, wie „schlechte Mütter“ definiert werden sollen, um es dann an die Leinwand zu bringen. In einer global-patriarchalen herrschenden Gesellschaftsstruktur passt dieser Film natürlich wie die Faust auf’s Auge, denn Hollywood hat weltweit die erfolgreichste Filmindustrie und mit ihren Blockbustern erreichen sie Millionen Zuschauer täglich. Einfacher kann man Rollenbilder nicht an die Bevölkerung bringen.

Was von den Bemühungen übrig bleibt

Nur durch amüsante Dialoge, die für den ein oder anderen Lacher sorgen, wird der Anschein erweckt, dass es sich nicht um eine Durchschnitts-Weihnachtskomödie handelt. Dennoch ist mit „Bad Moms 2“ auf keinen Fall ein Film geschaffen, der emanzipatorisch auf Rollenbilder eingeht und versucht diese aufzulösen:

Durch den Plan, Weihnachten zurückerobern zu wollen, könnte man meinen, dass die Frauen aus ihrer Mutterrolle herausschlüpfen wollen. Sie sich vornehmen, selbstbestimmt und frei von Zwängen Entscheidungen treffen zu können. Doch sobald der Haussegen schief hängt und das Weihnachtsfest durch unharmonische Streitereien bedroht zu sein scheint, liegt es doch an den Müttern das Familienfest zu retten und ihrer Rolle als Supermutter gerecht zu werden. Erst wenn die Ehemänner satt sind, die Kinder beschenkt wurden und das Haus nach Plätzchen riecht, sind alle zufrieden. So kennt man es nicht nur aus unzähligen Erzählungen und Geschichten, sondern so vermittelt es auch der Film.