campkomitee interview„Volksaufstand in der Türkei – und wir sind Capulcus“

Deniz Bahadir aus Nürnberg

NL: Was ist das Hauptthema des diesjährigen Camps und was für Veranstaltung oder welche Teilnehmer gibt es diesbezüglich?

Durch die Proteste in der Türkei, mit denen wir uns solidarisieren, haben wir das Hauptthema auf die Proteste in der Türkei gelegt. Es geht eigentlich um die Proteste, sei es auf dem Taksim Platz und auf dem Gezi Park oder allgemein die Bewegung, die es in dieser Form in der Türkei noch nie gegeben hat. Die Teilnahme verschiedener Gruppen zeigte uns das starke Bündnis der Bewegung. Da der Ministerpräsident der Türkei die Teilnehmer der Proteste als Capulcu ( Plünderer ) bezeichnete, sind wir genauso Capulcus, wie sie, denn wir fühlen uns mit diesen Menschen verbunden, die für Freiheit und Demokratie auf die Strassen gehen.

Deswegen haben wir z.B. einen Gast, Mutlu von der Emek-Partei aus der Türkei, der aktiv an den Protesten teilnahm. Er ist da, um uns beim Seminar Jugendbewegung etwas über die Situation in der Türkei zu berichten und über sich selbst, da er selbst von einer Gaskapsel der Polizei getroffen wurde und drei Tage im Koma lag. Das Seminar Jugendbewegung ist eines unserer wichtigsten Seminare auf dem Camp. Außerdem kommen zwei Schauspieler und ein Regisseur, die ebenfalls bei den Protesten dabei waren und uns darüber berichten werden.

„Wir organisieren alles selber, wie im Gezi Park!“

Bahar Güngör aus Bochum

NL: Wie läuft das Camp bis jetzt? Wie ist die Teilnahme an dem Programm und wie ist die allgemeine Atmosphäre auf dem Camp?

Am ersten Tag haben wir unser Komitee bestehend aus zehn Personen (bestehend aus fünf jungen Frauen und fünf Männern) aus verschiedenen Städten gewählt. Daraufhin haben wir unser Programm festgelegt, wie wir die Tage veranstalten werden. Wir wurden zwar als Komitee gewählt, um den Programmablauf zu gewährleisten, dennoch brauchen wir die Hilfe der Jugendlichen und nur so können wir das Programm auch durchführen. Bis jetzt läuft alles super. Das Wetter spielt mit, sodass wir an den See können.

NL: Wie organisiert ihr das Camp Leben? Scheuen sich die Jugendlichen vor den Aufgaben?

Da unser Camp dieses Jahr in Berlin stattfindet, sind die Berliner vorher hergekommen und haben alles aufgebaut und sich enorme Mühe gegeben. Aber seit der ersten Campminute an werden alle Aufgaben wie Küchendienst, Saniteeranlagenreinigung usw. alles von den Jugendlichen organisiert, die sich ebenfalls enorme Mühe geben. Wir nehmen uns die Menschen im Gezi Park als Vorbilder, die das seit etwa zwei Monaten schon machen. Keiner unserer Jugendlichen scheut sich vor den Aufgaben und geht motiviert an die Arbeit.

Jeden Tag gibt es ein Hauptseminar, an dem alle Jugendlichen teilnehmen, sowie weitere Seminare im Laufe des Tages, wo man entscheiden kann, an welchem man teilnimmt. Unsere Jugendlichen sind an den Seminaren sehr interessiert und geben tolle Beiträge bei den Diskussionsrunden ab.

Die Interviews führte Hatice Görfidan.