36% der Muslime verlassen in Deutschland vor dem 17. Lebensjahr die Schule. Im Vergleich zu anderen Ländern in Europa ein hoher Anteil. Die Unterschiede in den jeweiligen Schulsystemen sehen Forscher als den Hauptgrund.

Für die Studie der Bertelsmann-Stiftung wurden 2016 in Deutschland, der Schweiz, in Österreich und in Großbritannien Muslime befragt, die vor 2010 in das jeweilige Land kamen. Pro Land nahmen etwa 1000 bis 1500 Muslime an der Umfrage teil. Geflüchtete, die erst nach 2010 nach Europa gekommen sind, wurden nicht befragt. Es sind vor allem Muslime aus zweiter Generation. Neben dem Thema Bildung wurden die Menschen auch zu den Themen Sprachkompetenz, Bildung und soziale Kontakte befragt.

Laut der Studie schneidet Deutschland bei der Integration von Einwanderern auf dem Arbeitsmarkt im Vergleich zu den anderen Ländern gut ab. Rund 60% der Befragten arbeiten wie auch der Bundesdurchschnitt in Vollzeit.
Die Bundesrepublik schneidet auch im Themenbereich Sprachkompetenz gut ab. Der Studie zufolge wachsen 73 Prozent der in Deutschland geborenen muslimischen Einwanderer mit Deutsch als Erstsprache auf. Die Forscher erkennen einen Anstieg von Generation zu Generation.

Um die Integration zu fördern, raten die Forscher dazu, die Chancen auf Teilhabe zu verbessern, insbesondere im Bildungssystem. Denn beim Thema Bildung schneidet Deutschland im Vergleich doch schlechter ab. Den Grund dafür vermuten die Forscher widerum im Schulsystem. In Frankreich lernen Kinder länger zusammen, wohingegen in Deutschland die Kinder schon nach der vierten Klasse separiert werden. In Deutschland verlassen 36 Prozent, zum Vergleich in Frankreich nur 11 Prozent,die Schule vorzeitig, doch dies schützt sie trotz dessen nicht vor einer hohen Arbeitslosenquote.

Die Studie „Muslime in Europa- integriert aber nicht akzeptiert“ macht auch deutlich, wie groß die Vorurteile gegenüber Muslimen sind. Bei der Frage „Wen lehnen Sie als Nachbar ab?“ geben 19 Prozent der Befragten in Deutschland an, keine Muslime als Nachbar haben zu wollen. Aber auch in den anderen Ländern waren deutlich viele gegen Muslimen als Nachbar statt andere Minderheiten.

Von seitens des arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW) gab es zur Bertelsmann-Studie einen kritischen Kommentar. Der IW verglich die Studie mit der Studie des Sozial-ökonomischen Panels (SOEP). Dieser hatte rund 30.000 Personen und darunter auch 1.400 Muslime zum Thema Arbeit befragt und kam zum Ergebnis, dass Muslime im Vergleich zu Christen oder Konfessionslosen seltener erwerbstätig seien und seltener in Vollzeit arbeiten würden.

Das SOEP hatte seine Ergebnisse damit begründet, dass viele Muslime auch einen Migrationshintergrund haben, der sich nicht nur, aber auch bei der Arbeitssuche als Barriere erweise.