von Rojda Durmaz

Wir leben seit fast einem Jahr mit dem Corona Virus und unser Leben erlebte enorme Veränderungen; Veränderungen, die sich so in die Psyche eingetragen haben, dass wir ein Gefühl von Panik erleben, wenn in einer Filmszene eine Menschenansammlung ohne Schutzmasken zusehen ist. Wir spüren in all unseren Lebensbereichen Einschränkungen und sind am Zweifeln, ob wir je unser altes Leben zurückbekommen werden. Und jetzt soll ein Impfstoff ermöglichen, dass wir es aus dieser Pandemie herausschaffen und wie gewollt weitermachen können? Aber was es mit dem Impfstoff wirklich auf sich hat, wird nicht richtig kommuniziert und man scheint im Dunkeln gelassen zu werden. Wir möchten hier aus biologischer und chemischer Sicht den Corona Impfstoff erklären, ohne nur mit Fremdwörtern um sich zu werfen.

Was passiert, wenn wir uns mit dem Corona Virus anstecken?

Zunächst einmal müssen wir uns kurz vergewissern, was passiert, wenn sich der Körper mit dem Corona Virus ansteckt, um dann im nächsten Schritt erklären zu können, wie die Impfung funktioniert.

Wenn der Körper mit dem Corona Virus in Kontakt kommt, docken die einzelnen Viren an unseren Zellen an, dringen dann in die Zelle hinein und schaffen es sich zu vermehren. Damit der Virus aber überhaupt in der Lage ist, sich an unsere Zellen zu binden, braucht es eine bestimmte Struktur auf seiner Oberfläche, das Spike Protein oder auch Stachel Eiweiß genannt (Abb. 1). Diese Information ist für die Impfung ganz entscheidend und wird etwas später nochmal aufgegriffen. Wie der Mensch auch, besitzt das Corona Virus eine Erbinformation, diese beinhaltet alles was den Virus ausmacht. Bei einem Menschen ist die Erbinformation die DNA, bei einem Virus wiederum ist dies die RNA. Die RNA müsst ihr euch wie eine Art Strang vorstellen, auf dem alle wichtigen Informationen, für den Aufbau des Virus, in Form eines genetischen Codes, vorhanden sind. Wenn nun der Virus in unsere Zelle hineindringt, entlässt es seine RNA in unsere Zelle und wird dann von unseren bestimmten biologischen Strukturen, den Ribosomen, gelesen und der in ihr vorhandene genetische Code wird übersetzt und die einzelnen Bestandteile, die den Virus ausmachen, werden hergestellt. Konkret bedeutet dies, dass der Corona Virus hergestellt wird und sich somit weiter vermehren kann, was zur Folge hat, dass wir krank werden und mit einigen Symptomen zu kämpfen haben. 

Wie funktioniert die Corona Impfung?

Nun kommt der Impfstoff zum Einsatz: Denn ein Impfstoff soll dazu dienen uns vor (Infektions-)Krankheiten zu schützen und das Immunsystem auf die Abwehr von Erregern vorzubereiten. Die Aufgabe des Immunsystems besteht darin körperfremde Stoffe zu erkennen und dann seine Abwehr einzuleiten, indem bestimmte Antikörper hergestellt werden, welche die Eindringlinge zerstören können. Damit unser Immunsystem das Corona Virus erkennen kann, muss es nicht seine gesamte Struktur vor sich haben. Es reicht aus, nur seine Oberflächenstruktur zu sehen. Und wir wissen, dass sich auf dieser Oberfläche das Spike Protein befindet und genau das macht sich der Impfstoff zu nutzen. Denn das Spike Protein ist alleine harmlos für unseren Körper und kann keinen Schaden anrichten. Wie alles was für den Aufbau des Virus wichtig ist, ist auch die Information für die Bildung des Spike Proteins auf der RNA vorhanden (Abb. 1, hier farbig markiert). Der Impfstoff zieht sich daraus seinen Vorteil und agiert ähnlich, wie der Virus selbst. Das soll bedeuten, in dem mRNA-Impfstoff befindet sich ein Teilabschnitt der RNA, welche die Information für das Spike Protein beinhaltet. Dieser RNA Abschnitt muss noch etwas angepasst werden, indem er mit einer Lipidhülle, also einer Fettschicht umhüllt wird, damit er etwas stabiler ist und in die Zelle hineindringen kann. Bei der Impfung wird dann dieser RNA Abschnitt in den Oberarm gespritzt und gelangt von dort in einige unserer Zellen. In diesen Zellen passiert dann wiederum genau der Schritt des Übersetzen der genetischen Information und Herstellung dieses Proteins, wie es bei der Infektion mit dem Virus auch wäre. Also begibt sich die mRNA zu den Ribosomen, wird da gelesen und in das Spike Protein übersetzt.

Was ist mRNA und was ist ihre Funktion?

Warum das alles überhaupt funktioniert liegt daran, dass unser Körper auch eine mRNA besitzt. Die mRNA, die messenger RNA, wie der Name andeutet dient als Bote, also sorgt für die Beförderung von Informationen aus einem Ort zu dem Anderen. Diese mRNA liefert dem Körper den Bauplan für unsere Proteine. Hierfür wird die mRNA im biologischen Vorgang der Transkription hergestellt. Das geschieht in dem bestimmte Fragmente der DNA, welche in Form eines Doppelstrangs, in eine einzelsträngigen RNA umschrieben wird. Das heißt, die mRNA und die DNA haben ähnliche chemische Strukturen, sie sind aber nicht das gleiche. Wenn dann die mRNA gebildet wird, wird sie aus dem Zellkern hinaus in das Zytoplasma gegeben. Das Zytoplasma ist eine Flüssigkeit, welche sich abgegrenzt von dem Zellkern, in der gesamten Zelle befindet. Ist die mRNA nun im Zytoplasma geht sie ihrer Aufgabe, als Botin nach und begibt sich zu bestimmten biologischen Strukturen, den Ribosomen. Hier wird der in ihr vorhandene Bauplan dann mit Hilfe einer weiteren RNA, der tRNA, in Aminosäuren übersetzt. Aminosäuren sind chemische Verbindungen von Stoffen und wenn mehr als hundert dieser Aminosäuren vorhanden sind, entsteht ein Protein. Dieser Vorgang wird als Translation bezeichnet. Beides zusammen, also die Transkription (umschreiben von DNA in mRNA) und die Translation (übersetzen der genetischen Information in Proteine) wird als Proteinbiosynthese bezeichnet, also die Herstellung von Proteinen.

Wie funktioniert die Immunreaktion?

Das hergestellte Spike Protein wird dann aus der Zelle freigesetzt und kann wie bereits erwähnt keinen Schaden anrichten. Nun kommt das Immunsystem ins Spiel. Das Immunsystem erkennt dieses Protein und erkennt damit auch, dass es sich um einen dem Köper fremden Stoff handelt, auch als Antigen bezeichnet, und beginnt mit der Herstellung von Immunmolekülen, den sogenannten Antikörpern. Diese Antikörper sind für das Antigen passend hergestellte Abwehrmitten und diesen zur Zerstörung der Antigene. Durch diese Immunreaktion wird das Antigen, also das Spike Protein, vollständig zerstört und hinterlässt keine weiteren Spuren in unserem Körper. Aber damit ist es nicht gegessen. Denn das Immunsystem hat ein gewisses Gedächtnis über seine hergestellten Antikörper und ist jetzt vorbereitet, sollten wir mit dem gleichen Antigen in Kontakt kommen. Das bedeutet konkret, bei einer Berührung mit dem Corona Virus ist unser Immunsystem schon längst vorbereitet, ist gewappnet und kann schneller reagieren. Denn jetzt hat es die Antikörper und hat damit eine Immunität erlangt.

Was sind mögliche Nebenwirkungen? Kann der mRNA-Impfstoff mein Erbgut verändern?

Wie bereits erwähnt wird der Impfstoff in den Oberarm verabreicht, nämlich durch zwei Dosen. Die zweite Dosis der Impfung bekommt man ca. drei bis vier Wochen nach der Ersten. Man muss mit Impfreaktionen, vor allem nach der zweiten Dosis rechnen, wie unteranderem Schmerzen und Rötungen an der Einstichstelle, sowie Kopfschmerzen und Erschöpfungen am Impftag. Das sind aber Reaktionen, die nur von kurzer Dauer und kein Grund zur Sorge sind. Es zeigt uns nämlich, dass der Impfstoff funktioniert und das Immunsystem auf das Spike Protein anspringt. Um das Auftreten von unerwünschten Nebenwirkungen zu analysieren, muss eins im Hinterkopf behalten werden, dass nicht klar ist, ob es sich bei diesen Symptomen, um eine direkte Folge der Impfung handelt oder ob es auch ohne die Impfung passiert wäre. Zum Beispiel gab es innerhalb der Studie* bei vier von 22.000 Probanden eine vorübergehende Gesichtslähmung. Jedoch ist diese Gesichtslähmung ungefähr genauso häufig aufgetreten, wie unter normalen, natürlichen Umständen auch.  Also muss sich die Frage gestellt werden, ob etwas häufiger auftritt als unter natürlichen Umständen. Um sagen zu können, es liegen Nebenwirkungen vor, muss analysiert werden, ob es eine statistische Häufung gibt. Jedoch kann dies nur analysiert werden, wenn man auch sehr viele Menschen impft.  Was der Corona Impfstoff langfristig in unserem Körper auslösen kann, ist noch nicht bekannt. Es kann nicht mit 100 % Sicherheit ausgesagt werden, ob es nicht doch vereinzelt zu Nebenwirkungen kommen kann. Was nicht bedeutet soll, dass wir dahingehend keine Sicherheit haben. Denn aus der Erfahrung mit anderen Impfstoffen geht hervor, dass die meisten Nebenwirkungen in den ersten sechs Monaten nach der Impfung auftreten. Man kann sehr seltene Nebenwirkungen nur dann herausfinden, wenn man sehr sehr viele Menschen geimpft hat. Ein geringes Risiko für Nebenwirkungen besteht immer, aber das Risiko, dass die mRNA-Impfung unser Erbgut verändern kann, gibt es nicht. Erstens liegt das daran, dass die injizierte mRNA nicht in den Zellkern eindringen kann. Und nur im Zellkern befindet sich die DNA, sie kommen also gar nicht in Kontakt miteinander. Zweitens bestehen die RNA und DNA zwar chemisch aus ähnlichen Bestandteilen, jedoch müsste sich die RNA erst in DNA umwandeln, aber auch das kann der Körper nicht, weil er dafür kein Enzym besitzt. Noch als Information am Rande, in all unseren Zellen befinden sich Hunderttausende verschiedene RNA Moleküle. Diese werden vom Körper selbst hergestellt und übernehmen verschiedene Aufgaben. Denn auch unsere eigene mRNA stellt den Bauplan für Proteine dar, die für den Körper wichtig sind. Und auch diese verschiedene RNA Moleküle bauen sich nicht in unser Erbgut ein. Also kann auch kein weiteres RNA Molekül, welches durch die Impfung in unseren Körper gelangt, unser Erbgut verändern. Um euch weiterhin die Angst zu nehmen, kann ich euch sagen, dass die im Impfstoff enthalten mRNA, sobald sie gelesen und in das Spike Protein übersetzt wurde vom Körper vollständig abgebaut wird und dann nicht mehr im Körper existiert.

Nochmal als kurze Zusammenfassung: Die Corona Impfung beinhaltet eine mRNA, welche den Bauplan beinhaltet, um in unserem Körper das Spike Protein herzustellen, damit das Immunsystem diese als Eindringlinge erkennt und Antikörper herstellt, damit er sie zerstören kann. Dadurch erlangt er seine Immunität und kann sich vor dem Corona Virus schützen. Wie lange diese Immunität andauert ist noch nicht bekannt, da leider auch noch nicht bekannt ist, wie lange die natürliche Immunität anhält, wenn man sich mit dem Corona Virus ansteckt. Aber selbst wenn nicht bekannt ist, wie lange die Immunität andauert, würde die Impfung die Verbreitung des Virus abschwächen und dafür sorgen, dass es zu weniger schweren und tödlichen Verläufen kommt. Die Frage, ob impfen ja oder nein, scheint für vor allem für Jugendliche eine schwierige Frage zu sein, da bei einer Infektion mit dem Virus nur selten ein schwerer Krankheitsverlauf auftritt, in den meisten Fällen kommt man sogar ohne Symptome davon. Warum sollte man sich also für einen Tag Kopfschmerzen und Erschöpfung unterliegen, und mit dem geringen Risiko leben, dass es zu Nebenwirkungen kommen kann? Aber auf der anderen Seite kann man so dafür sorgen, dass man andere nicht mehr oder sehr viel weniger ansteckt und so vielleicht die Pandemie eindämmen kann?  Die Entscheidung, ob man sich impfen lassen möchte, muss jeder für sich alleine entscheiden. Dafür muss aber eine offene und ehrliche Kommunikation vorhanden sein, in dem klar wird, was der Impfstoff ist und was er kann oder nicht kann. Deswegen hoffen wir, dass diese Erklärung euch ein stückweit geholfen hat.