„DURCH NACHT ZUM LICHT?“ heißt die Ausstellung, die man bis zum 25. August im Mannheimer TECHNOSEUM besuchen kann. Sie beschäftigt sich mit der Geschichte der Arbeiterbewegung. Anlass dafür sind die 150 Jahre dieser vielseitigen Bewegung, angefangen mit der Gründung des „Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins“ (ADAV) am 23. Mai 1963. Die Ausstellung beginnt jedoch kurz vor dieser Zeit. Vor dem offiziellen Beginn der Ausstellung kann der Besucher in einem Vorraum Maschinen und Geräte betrachten, die vor der industriellen Revolution benutzt wurden. So ist ein Pflug ausgestellt, nicht verwunderlich, bestand Deutschlands Wirtschaft lange Zeit fast ausschließlich im Agrarsektor. Ebenso kann man dort eine Druckerpresse bestaunen und sogar seine eigene kleine Zeitung fertigen.

Den ersten Teil der Ausstellung prägt vor allem die Übergangszeit von der Hand- in die Maschinenarbeit. Mit dem Anstieg der Fabriken formten sich auch Arbeitervereine. Es gab bereits Hunderte, als der ADAV gegründet wurde. Besonders hier kann man die Situation in den Arbeitsstätten beobachten. Zahlreiche Exponate, wie Nähmaschinen und Bergbauausrüstung verdeutlichen diesen signifikanten Übergang. Natürlich nehmen die Entstehungen von Parteien, angefangen mit der Gründung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) durch Wilhelm Liebknecht und August Bebel, einen großen Stellenwert in der Arbeiterbewegung ein. Später schloss sich eben diese Partei mit dem ADAV zusammen und mit dem Außerkrafttreten der Sozialistengesetze, die Otto von Bismarck zur Verfolgung und Entkräftung von Sozialisten initiiert hatte, benannte sie sich 1890 in die „Sozialdemokratische Partei Deutschlands“ (SPD) um. Später zeigt die Ausstellung durch Plakate und Schriftstücke die Spannungen innerhalb der SPD. Dies mündete im endgültigen Bruch und der Gründung der „Kommunistischen Partei Deutschlands“ (KPD). Gründungsmitglieder waren Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, der Sohn von Wilhelm, der die SDAP mitbegründet hatte. Beide Parteien entstanden aus der Arbeiterbewegung, hatten aber andere Ziele und Interessen. Auf verschiedenen Wahlplakaten kann man die Feindseligkeit, die vor allem von der SPD ausging, beobachten. So heißt es auf einem Wahlplakat der KPD „Einheitsfront“, während auf einem der SPD Franz von Papen, Reichskanzler und Befürworter der Monarchie, Adolf Hitler und Ernst Thälmann, Vorsitzender der KPD, gleichgestellt wurden. Gleichzeitig wird in einem Teil der Ausstellung auch auf den Faschismus eingegangen und auf die Verfolgung der Gegner der NSDAP und die Zerschlagung der Gewerkschaften. Kurz nach dem zweiten Weltkrieg wird die Ausstellung in zwei Bereiche geteilt. So hat man die Möglichkeit, die Arbeiterbewegungen in der BRD, die durch viele Andere, wie die Anti-Atombewegung geprägt wurde oder in der DDR anzusehen. 1989/90 führen die beiden Wege wieder zusammen. Das Ende der Ausstellung bildet ein Roboter, der auf Knopfdruck eine Arbeit erledigt und die Frage, wann wohl so ein Ding unseren Job machen wird. Die Ausstellung hat nicht nur Exponate zu bieten, sondern auch zahlreiche interaktive Dinge. So muss man, um einige Informationen lesen zu können, seine Arbeitskraft einsetzen und einen Hebel drehen. Gleichzeitig gibt es auch einige Logiktests, denen sich Arbeiter unterziehen mussten und man kann Filme zu den Themen anschauen. Man trifft auch auf altmodische Hörmuscheln mit denen man sich Arbeiterlieder anhören kann. Am Mittwoch, den 6. März, spielte nach der Führung im Auditorium des Museums, noch der bekannte Liedermacher Bernd Köhler mit Band Songs aus seinem neuen Album „Keine Wahl – Lieder, Balladen und Gesänge aus Arbeitskämpfen“. Insgesamt 300 Menschen konnten den Abend, nach den Eindrücken der Ausstellung, mit Köhlers alten und neuen Arbeiterliedern ausklingen lassen. Durch Köhlers Enthusiasmus angesteckt wurde einem dann bald klar, dass ein Roboter unsere Arbeit zwar erledigen könnte, aber das nichts anderes bedeuten würde, als das Ende des Kapitalismus. Denn ein Roboter verdient kein Geld, um das ausgeben zu können und den Mehrwert, den der Kapitalist sich aneignet, schafft nur der Arbeiter.

Alev Bahadır