Als die 33. Ausgabe des SZ Magazins erschien, sah man ein schönes Strandfoto auf dem Cover der Zeitschrift, mit dem Titel „ Einmal noch das Meer sehen“. Die Fotografin Eva Leitolf beschäftigte sich nicht mit idyllischen Bildern aus Griechenland. Ihr Augenmerk lag dort, wo das deutsche Finanzkapital die Augen verschloss. In ihren Bildern kann man die Orte in Griechenland sehen, wo sich, mit Beginn der Krise, Menschen das Leben genommen haben.
Die Suizidrate, die vorher die niedrigste in ganz Europa war, hat sich mit Beginn der Krise um 40 % erhöht. Das Spardiktat der Troika führt das Land mehr ins Elend, die Schulden werden immer höher, anstatt zu schrumpfen. Flexibilisierung, Arbeitsplatzabbau, Privatisierung sind Alltagsthemen der griechischen Bevölkerung. Auch in den anderen Staaten, wie Spanien, wo 50 % der Jugendlichen arbeitslos sind oder in Italien, Irland und Portugal sieht die Situation nicht besser aus.
Das deutsche Finanzkapital hat in den Krisenstaaten mehr zu sagen, als sonst jemand und die Leidtragenden sind, wie immer, die Selben. Die Suizidrate in Deutschland hat sich laut dem Statistischen Bundesamt nicht sehr gesteigert, aber auch hier wird langsam klar, dass etwas nicht stimmt. Um das zu sehen, muss man nur die Lage der Jugend in Deutschland betrachten. Schließlich sind nicht nur die Griechen usw. in ihren Staatschulden versunken, genau so, auch wenn nicht in der gleichen Dimension, haben die Deutschen ihre Schulden. Wie auch in den Krisenstaaten (hier muss man anmerken, dass ganz Europa in einer Krise steckt) werden wir für die Schulden aufkommen müssen.
Auch bei uns werden tagtäglich Löhne gekürzt, die Leiharbeit ausgeweitet, Bildung und Gesundheitswesen privatisiert, das Rentenalter angehoben (wobei man auch hier sagen müsste: wenn man die Diskussionen über Altersarmut in der letzten Zeit betrachtet, ist es fraglich, ob die heutige junge Generation überhaupt noch einen Groschen Rente bekommen wird), Werksverträge abgeschlossen usw. Konkret aber heißt das für die Jugend heute, das die Perspektivlosigkeit von Tag zu Tag größer wird. Billigjobs, Hartz IV und keinen Beruf zu haben, ist zur Normalität geworden.
Das neue Gutachten der DGB „ Generation abgehängt “ trifft leider ins Schwarze. Tatsache ist, dass nicht nur zehntausende, junge Schulabsolventen keinen Ausbildungsplatz nach Ende des Schuljahres finden konnten, sondern auch dass sich dadurch die Zahl der jungen Menschen, ohne Ausbildung, immer mehr anhäuft. So dass 2,2 Millionen junge Menschen, zwischen 20-34 Jahren, keinen Berufsabschluss haben. Das führt automatisch dazu, dass Jugendliche in prekären Beschäftigungsverhältnissen landen. Einmal dort, ist es sehr schwierig wieder herauszukommen. In so einer Situation noch Perspektiven zu finden, ist nahezu unmöglich. Der Teufelskreis wird nur selten zerschlagen. Erst dann ist es möglich wieder ein normales Arbeitsverhältnis aufzunehmen.
Der Aktionstag am 29. September „Umfairteilen“, an dem wir zahlreich teilnehmen müssen, ist mehr, als wichtig für uns. Die Situation scheint zwar ausweglos, ist aber nicht unumkehrbar. Die Perspektiven werden wir uns erkämpfen müssen und das nicht nur am 29. September!
Yusuf As
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