Das Problem heißt jetzt ‚das gestohlene Jahr‘. In den letzten Jahren gingen Zehntausende junger Menschen auf die Straßen, um diesem entgegenzuwirken. Nämlich dem Turbo-Abitur, auch unter G8 bekannt.
Das deutsche Bildungssystem ist ein stark nach sozialen Kriterien selektives System. Junge Menschen haben dieses kritisiert, dagegen protestiert und einige haben sich sogar organisiert, um eine Änderung herbeizuführen. Unabhängig von der Selektivität des Systems ist die Struktur der Bildungseinrichtungen schon ein Siebsystem. Die bestehende Schule ist eine Einrichtung, die das Auswendiglernen fördert, statt Ideale oder Werte zu vermitteln. Sie zwingt die jungen Menschen, sich eine Menge lebloser Kenntnisse anzueignen, die das Hirn verkleistern, um die junge Generation an die bestehende Gesellschaft anzupassen beziehungsweise zu produzieren, ohne den genauen Sinn oder Nutzen des Gelernten zu verstehen. Die Verantwortlichen des Bildungssystems behaupten jedoch, die Schule erziehe einen allseitig gebildeten Menschen und lehre die Wissenschaft. Junge Menschen stimmen der Aussage „die Schule hat die Aufgabe einen Menschen allseitig zu lehren“ zu, doch wie schaut die Realität aus? Inwiefern werden sie zu allseitig gebildeten Menschen?
Unendliche Studien weisen darauf hin, dass in keinem anderen Land durch das Bildungssystem eine Selektion nach sozialem Statuts stattfindet, wie in Deutschland. Das dreigliedrige Bildungssystem lehrt junge Menschen nicht nach ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen, sondern nach den Anforderungen der Gesellschaft. Das allseitige Lehren, die Bedürfnisse und Fähigkeiten jeder einzelnen Person werden außer Acht gelassen. Und die Wirtschaft und Gesellschaft braucht keine Hinterfrager oder Querdenker, sondern Arbeitskräfte, die wie Maschinen funktionieren. Der Hintergedanke mit dem Einführen des Turbo-Abiturs, ist genau das gleiche. Denn die Verkürzung der Abiturzeit bedeutet, die Jugendlichen steigen eher in das Berufsleben, fördern den Arbeitsmarkt und entlasten den Staat von Kosten, wie Kindergeld etc. Die Bedingung hierbei für die jungen Menschen ist der Leitungsdruck, die Reduzierung der Freizeit. Die womöglich fatalste Auswirkung ist, dass das Auseinandersetzen mit etwas anderem, wie Politik, Sport, Kunst, Musik, nicht mehr möglich scheint.
Diese Kritikpunkte wurden bei der Einführung des Turbo-Abiturs bereits angeführt und dennoch hat die Politik dieses eingeführt. Nun sprechen sogar die Bundesländer von einer Abschaffung, die längst überfällig ist.
Silan Kücük
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