Bereits seit der ersten PISA-Studie ist bekannt, wie es um die Bildung in Deutschland steht, nämlich nicht gerade blendend. Nun stellt eine arbeitgebernahe Studie die PISA-Mängel wieder auf den Pranger, selbstverständlich aus eigenem Blickwinkel heraus: Wie kann der Arbeitgeber den maximalen Nutzen aus einem jungen Menschen heraussaugen?

Die Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) stellt zunächst einmal fest, dass sich im Vergleich zu den Vorjahren sehr wenig im Bildungsbereich in der Bundesrepublik getan hat und dass sogar ein Rückschritt zu registrieren sei. Auch wenn das Interesse ein anderes ist, fordert das arbeitgebernahe Institut, die Investitionen ins Bildungssystem jährlich um zwölf Milliarden Euro zu steigern, „damit Deutschland auch weiterhin wirtschaftlich stark bleibt“.

Die leistungsstärksten Bildungssysteme im Vergleich haben Sachsen, Thüringen, Bayern und Baden-Württemberg, gefolgt von Hamburg und dem Saarland. Am unteren Ende stehen Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen, Bremen und an letzter Stelle Berlin. Das Saarland konnte aufgrund der deutlichen Ausgabensteigerung pro Schüler Fortschritte vorweisen. Demnach haben sich sowohl Betreuungsquoten in Kitas und Schulen in dem kleinen Bundesland verbessert, als auch die Forschungsleistung.

Trotzdem gibt es bundesweit „(…)kaum noch Fortschritte in den Bildungssystemen – bei wichtigen Indikatoren sind sogar Rückschritte zu verzeichnen“, sagte INSM-Geschäftsführer Hubertus Pellengahr. „Die Bildungsarmut unter jungen Erwachsenen dürfte in den kommenden Jahren steigen“, warnte der Verbandschef. Man entferne sich demnach weiter vom Ziel der Chancengerechtigkeit für alle jungen Erwachsenen. IW-Bildungsexperte Axel Plünnecke ist der Meinung, dass es definitiv einen weiteren Ausbau der Ganztagsbetreuung für Klein- und Schulkinder sowie qualitative Verbesserungen in den Kitas geben müsse. Außerdem fordert das Institut aufgrund des wachsenden Fachkräftemangels, mehr Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland studieren zu lassen.

Das Bildungsranking der Bundesländer erfolgt in dieser Studie aus einer rein ökonomischen Perspektive anhand von 93 Indikatoren. Dabei fließt die Verfügbarkeit von Krippenplätzen oder Ganztagsschulen ebenso ein, wie die Quoten von Schul- und Universitätsabbrechern, die Kompetenzentwicklung in Schlüsselqualifikationen wie Mathematik oder Lesen oder die Personalausstattung in Schulen oder Universitäten. Ebenso die Bewertung der Bildungsausgaben pro Kind oder die Forschungsausgaben. Besonderes Gewicht legt die Studie zudem auf die Entwicklung in den sogenannten Mint-Fächern, also Mathematik, Informatik, Technik und Naturwissenschaften. Es bereite vor allem der Wirtschaft große Sorgen, dass der Anteil der jungen Erwachsenen rückläufig sei, die entweder eine Berufsausbildung oder ein Studium in den für die Unternehmen extrem wichtigen Bereichen absolvieren.

In allen Bundesländern verzeichneten die IW-Forscher sowohl Stärken als auch Schwächen. So erreicht Sachsen Spitzenplätze bei der Schulqualität und der Vermeidung von Bildungsarmut, weist aber laut Studie bei der Schulabbrecherquote unter ausländischen Schülern Schwächen auf. Hamburg erreicht Spitzenplätze bei der Internationalisierung etwa im Hochschulbereich, doch weist die Schulqualität in der Hansestadt Defizite auf. Auch ist die Bildungsarmut zu weit verbreitet. Das Saarland bewältigt die Integration besser als andere Bundesländer, schneidet aber dafür bei der Mint-Kompetenz an Schulen schwach ab.

Fakt ist, dass die Bundesländer, die in Ganztagsschulen investiert haben beziehungsweise eine Ausgabensteigerung pro Kopf hatten, auch Fortschritte vorweisen konnten. Die Studie verfolgt, wie anfangs erwähnt, andere Ziele, dennoch ist die Forderung „Investitionen ins Bildungssystem zu steigern“ eine, die auch hier schon öfter gestellt worden ist. Allerdings nicht um den Arbeitgebern einen Nutzen davon zu schaffen, sondern um die Chancengleichheit im Bildungs- und vor allem im Schulsystem durch Ganztagsschulen anzukurbeln.