In Hamburg kam es in den letzten drei Wochen zu einigem Aufsehen um antifaschistische Bekundungen und deren Folgen an einer Hamburger Schule . »Linksradikale betreiben ungestört Propaganda an Schule«, titelte die Hamburger Tageszeitung über Vorkommnisse, die über das Denunziationsportal der AfD-Fraktion in der Bürgerschaft – das Portal »Neutrale Schulen Hamburg« – ausgerechnet in den Ferien gemeldet worden war. Andere Lokalblätter zogen nach. Grund: In der Ida-Ehre-Schule im Stadtteil Hoheluft-Ost stand eine Pinnwand mit Aufklebern, darunter Sticker der Gruppe »Antifa Altona Ost«.

Noch bevor die Schule oder der Schulleiter dazu Stellung beziehen konnten, lies Schulsenator Ties Rabe die Schule begehen und die Sticker sowie eine Schrift auf einer Wand entfernen.

Inzwischen konnte sich die Schulleitung zu den Vorwürfen äußern. Die von der AfD monierte Aufklebersammlung auf einer Pinnwand sei im Rahmen eines Projektvorhabens des Oberstufenprofils »Sich einmischen – Kunst als kulturelle Kompetenz« entstanden. Die Klasse habe gemeinsam beschlossen, eine Fläche im Klassenraum zu nutzen. Die Lehrkraft habe darauf bestanden, dass ausschließlich die Korkwand dazu genutzt werden darf. Voraussetzung war, dass niemand gegen einen Aushang von Aufklebern, Bildern oder Texten war. »Sexistische oder andersweitig diffamierende Bilder oder Texte« seien untersagt gewesen. Aus Sicht der Schulleitung sei der Lehrkraft nichts vorzuwerfen. Weitere Aufkleber hätten sich nicht öffentlich einsehbar in einer Sitzecke befunden. Selbstverständlich trage die Schulleitung die Verantwortung dafür, dass entsprechende Aufkleber entfernt werden.

Die Ida Ehre Schule verstehe sich als antifaschistische Schule, stellt die Leitung der Stadtteilschule klar und zeigte sich äußerst erschrocken über den öffentlichen Umgang mit den AfD-Vorwürfen. Die Partei hatte über ihr umstrittenes Internetportal behauptet, auf verfassungsfeindliche Aktivitäten gestoßen zu sein. Damit seien Schüler kriminalisiert und Lehrkräfte als naiv oder linksextrem bezeichnet worden. Man sei darüber entsetzt, dass die Sichtweise der AfD von Teilen der Öffentlichkeit übernommen worden sei, ohne der Schule Zeit für eine „faktenbasierte Antwort“ zu lassen. Das Abendblatt hatte zuvor »nahezu vollständig« das »Wording« der AfD-Anfrage übernommen.

“In Anbetracht der deutschen Geschichte ist es unfassbar, dass Menschen mit einer antifaschistischen Haltung sich in dem Ausmaß rechtfertigen müssen, weil eine rechtspopulistische Partei Druck aufbaut”, äußerte sich auch Hamburgs DGB-Vorsitzende Katja Karger und “Antifaschismus in eine linksextremistische Krawallecke zu stellen sei genau das, was die AfD wolle. Dabei dürfe man ihr nicht helfen.”

Auf der Fridays for Futures-Demo nach den Vorwürfen solidarisierten sich daraufhin weitere Schüler*innen des Gymnasiums Alee aus Altona mit einem Transpi mit der Ida-Ehre Schule. Sie wurden jedoch von Teilen der Parents for Future aufgefordert ihr Transparent einzupacken und bei der Polizei denunziert. Daraufhin wurden einige Schüler erkennungsdienstlich erfasst.

Die Schüler*innen lassen sich offensichtlich jedoch weiterhin nicht einschüchtern. Fast täglich kommt es zu öffentlichen Aktionen in Solidarität mit der Ida-Ehre Schule und gegend rechte Denunziationen gegen antifaschistische Schüler*innen und das obwohl es am vergangenen Donnerstag sogar eine Bombendrohung gegenüber der Schule gegeben hatte.

„Hamburgs Schüler sind echt die stabilsten“ schrieb deshalb Florian Wilde,wissenschaftlicher Referent der Rosa-Luxemburg-Stiftung, am Montag auf seiner facebook-Seite und postete ein Bild von ca. 200 Schüler*innen, die Hamburgs Schulen als Antifa-Area mit einem Transparent markieren.