Uns allen ist klar, dass für uns Studierende der gewohnte Hochschulbetrieb nicht so weiter laufen kann, wie vor dem Ausbruch der Pandemie. Kontaktbeschränkungen und Vorsichtsmaßnahmen sind mehr als angebracht und sollten auch konsequent durchgesetzt werden. ABER: Hätten die Maßnahmen nicht effektiver und im Interesse der Studierenden und Lehrenden umgesetzt werden können?

Wir Studierenden wurden wie der übrige Teil der Bevölkerung mit den Maßnahmen überrumpelt. Kaum jemand war auf solch einen Bruch im Alltag vorbereitet. Die flächendeckende Online-Lehre hat das gemeinsame Erarbeiten von Resultaten, das gelegentliche Gemeinschaftsgefühl in einem Seminar oder Tutorium stark eingeschränkt. Für die diesjährigen Erstsemester ist dies eine besonders bedrückende Situation. Wie sollen wir Freundschaften knüpfen, wenn wir unsere Kommilitoninnen und Kommilitonen nur über den Bildschirm kennen?

Zudem muss fast jeder dritte von vier von uns arbeiten, um seinen eigenen Lebensunterhalt zu finanzieren. Durch die Pandemie haben viele von uns den Job in den letzten Monaten verloren und der Staat hilft uns da kaum aus. Die Überbrückungshilfe ist dabei nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Würden wir endlich ein BAföG kriegen, das zum Leben und zum Studieren reicht, hätten wir die letzten Monate und würden wir die kommenden viel besser durchstehen können.

Ein Solidarsemester — ein Semester, was nicht angerechnet wird — konnten uns die Hochschulen bis auf wenige Ausnahmen auch nicht ermöglichen. Unter den aktuellen seit Monaten andauernden widrigen Umständen noch weiter so zu studieren, als ob alles wie beim Alten wäre, ist grotesk. Da brechen seit einiger Zeit schon einige von uns ab, weil sie ohne Arbeit nicht weiter studieren können, und ohne ordentlich weiter zu studieren, kein BAföG erhalten.

Wir fordern den längst fälligen Bruch mit diesem alltäglichen Teufelskreis, der durch die Pandemie noch offener zu Tage tritt:

Wir fordern einen BAföG-Satz, der zum Leben reicht!

Wir fordern eine Lehre, die sowohl Online als auch in Präsenz stattfinden kann. Dafür ist dringend eine entsprechende Infrastruktur von Nöten!

Wir fordern ein Solidarsemester!