Wir arbeiten im Johanniter Krankenhaus in Duisburg/Rheinhausen für eine Zeitarbeitsfirma in der Reinigung. Bisher haben wir drei Arbeitgeberwechsel gehabt. Die Reinigung des Krankenhauses hatte über 25 Jahre lang die Firma NWG. Damals arbeiteten 90 Angestellte für die NWG. Der neueste Angestellte arbeitet seit 5 Jahren, der längste seit 23 Jahren für die NWG. 1998 wurde der NWG durch die „Johanniter Rheinhausen Dienstleistungs GmbH“ der Vertrag gekündigt und an die Procuratio GmbH übertragen, an dem die Johanniter Rheinhausen Dienstleistungs GmbH selbst Miteigentümer ist. Da die NWG keinen Betriebsrat hatte, wurden sämtliche Angestellte gekündigt und von der Procuratio „neu“ eingestellt. Damals wurde allen mitgeteilt, dass diejenigen, die dagegen kämpfen würden, nicht neu eingestellt werden würden und da es keine Kommunikation und Organisation unter der Belegschaft gab, wurden sämtliche Rechte aufgehoben.
2008 wurde durch die Initiative der IG BAU ein Betriebsrat gegründet. Damals gab es 98 Arbeiter und es wurden 5 Betriebsratsmitglieder gewählt. Aufgrund der Aktivitäten des Betriebsrats und den damit einhergehenden Repressionen der Arbeitgeber musste der Betriebsratsvorsitzende drei Mal gewechselt werden. 2010 gab es eine Betriebsratswahl, bei der ausschließlich Frauen in den Betriebsrat gewählt wurden, die ihre Arbeit sehr engagiert und kämpferisch verfolgten. Nachdem die Firma feststellte, dass sie eine Konfrontation mit dem Betriebsrat nicht aufnehmen konnte, wurde sie ein weiteres Mal aufgelöst. Die Arbeit wurde nun an die Cebona GmbH übertragen. Dieses Mal gab es jedoch einen Betriebsrat und die Angestellten standen hinter ihrem Betriebsrat. Daher fand der Übergang in die neue Firma mit nicht so vielen Verlusten statt. Es wurde ein Betriebsübergang vereinbart, in dem die bestehenden Rechte der Angestellten gewahrt wurden.
Die Spaltungspolitik geht weiter!
Doch die Probleme gingen auch mit der Firma Cebona weiter. In verschiedenen Bereichen des Einsatzes, Bezahlung und der Urlaubsverteilung der Mitarbeiter versuchte die Firmenleitung die Angestellten gegeneinander auszuspielen. Dies versuchte der Betriebsrat durch Vereinbarungen zu unterbinden und damit ein Zusammengehörigkeitsgefühl unter den Angestellten zu entwickeln. Als Reaktion darauf wurde einem Betriebsratsmitglied gekündigt und kurze Zeit später dem Vorsitzenden ebenfalls.
Einigkeit wurde erreicht!
Die Firmenleitung erhoffte sich damit, zum einen zwei kämpferische Betriebsratsmitglieder loszuwerden, zum anderen somit die Angestellten einzuschüchtern. Beides konnte sie nicht erreichen. Die Betriebsratsmitglieder haben vor Gericht Recht bekommen und konnten ihre Arbeit gestärkt wieder aufnehmen. Das Gefühl, dass der Arbeitgeber nicht immer der Stärkere ist, hat die Angestellten motiviert. Dies zeigt sich unter anderem an der verstärkten Teilnahme an Angestelltenversammlungen. Die Firma seinerseits wechselte 3 Vorgesetzte und 6 Objektleiter aus, weil sie mit ihnen ihre Ziele nicht erreichen konnten. Die neuen Vorgesetzten und Objektleiter werden ihr Bestes tun, um uns einzuschüchtern. Das wissen wir und wir sind darauf vorbereitet.
Was waren unsere Erfolge?
Als wir mit unserem Arbeitskampf anfingen, sagten viele, die es auch gut meinten: „Lasst das doch, die sind doch zu stark“, „Macht eure Arbeit und gut ist es“. Wir haben uns davon jedoch nicht aufhalten lassen. Die Erfolge, die wir durch und mit dem Betriebsrat erreicht haben sind folgende: 1. Wir bekommen einen regelmäßigen monatlichen Einsatzplan. 2. Die Verteilung der besser bezahlten Schichten ist gerecht organisiert. 3. Der Jahresurlaub wird bereits im Januar mitgeteilt. 4. In den Sommerferien vier Wochen Urlaub, 5. Urlaubstage sind von 30 auf 36 Tage angehoben worden. 6. Sämtliche Impfungen werden durchgeführt, die für unsere Gesundheit wichtig sind. 7. Der tägliche Getränkebedarf wird kostenlos gedeckt. 8. Bessere Arbeitskleidung als früher. Diese werden auch von der Firma gereinigt und gebügelt. 9. Die Verträge von einigen Mitarbeitern wurden geändert. Die Arbeitszeiten wurden von teilweise von 80 auf 130 oder von 130 auf 169 Stunden erhöht.
Der Gemeinsinn gewinnt
Eine der wichtigsten Errungenschaften unserer Arbeit ist, dass das Ansehen des Betriebsrats gestiegen ist. Ihre Arbeit wurde verhindert; die Mitglieder verhöhnt. „Ihr könnt doch nicht mal Deutsch“, so und ähnlich lauteten die Worte. Wichtig ist nicht, ob und wie gut die Betriebsratsmitglieder Deutsch sprechen können. Wichtig ist vor allem, wessen Rechte sie vertreten und ob sie es schaffen ein Gefühl der Solidarität unter den Angestellten zu erreichen.
Wir möchten gerne anderen Angestellten und Arbeiterkollegen Mut machen: Wer sich zusammen tut, kann gewinnen. Ja, manchmal ist es schwer den ersten Schritt zu machen. Aber, wenn der erste Schritt einmal getan ist, kommt auch der Rest.
Eine Gruppe von Arbeitern des Johanniter Krankenhauses Duisburg/Rheinhausen
Kommentare von Redaktion