Die Situation in Syrien ist momentan sehr kritisch, was genau passiert gegenwärtig in Syrien?

Aydin Cubukcu: Das imperialistische Amerika und zionistische Israel versuchen bereits seit einiger Zeit ihren Plan, die oppositionellen Kräfte aus dem Weg zu räumen und ihre Herrschaft zu intensivieren, durchzuführen. Der langjährige Krieg zwischen Israel und Syrien ist bekannt. Israel besetzt noch immer wichtige Bereiche in Syrien, wie die Golan Höhen, und Syrien fordert dieses Land zurück. Zusätzlich ist Syrien Unterstützer von israelischen Oppositionellen. Auch im Palästina-Konflikt spielt Syrien eine sehr wichtige Rolle. Daher ist es für die imperialistischen Mächte sehr wichtig, Syrien als Oppositionskraft zu brechen. Dazu kommt, dass die Baath- Partei in Syrien seit Jahrzehnten eine gewalttätige Diktatur gegen das eigene Volk ausübt. Es herrscht keine Demokratie und gegen diese Diktatur gibt es seit vielen Jahren eine Bewegung der Bevölkerung. Die Imperialisten haben sich auf diese Bewegung gestützt, um das Regime in Syrien stürzen zu können. Nach kurzer Zeit wurde der Bewegung jedoch klar, dass dies ein Komplott gegen Syrien ist und die Gegenbewegung der Bevölkerung zog sich somit zurück. Eine von Saudi-Arabien, Katar, den arabischen Emiraten und der Türkei unterstützte Bande von bezahlten und bewaffneten Soldaten blieb über. Diese konnten nicht lange gegen die syrischen Streitkräfte standhalten und zogen sich an die türkisch- syrische Grenze zurück. Diese bewaffnete Gruppe lebt eigentlich durch die Unterstützung der Türkei. Ihre Waffen, Lebensmittel und Unterkünfte werden durch die Türkei gestellt. In ihnen sind angehörige türkischer Streitkräfte, Offiziere und Soldaten und Provokateure der Taliban. Die Türkei will die Vernichtung dieser Bande mit einer militärischen Intervention vorbeugen. Dies bedeutet Krieg. Sobald in Syrien Soldaten einmarschieren, wird es nicht mehr nur die Region betreffen, sondern die gesamte Welt. Ein Krieg, der die ganze Welt betreffen wird und für großes Leid und Elend verantwortlich sein wird.

Was sind die Interessen der NATO und der Türkei und warum wollen sie einen Krieg?

Aydin Cubukcu: Seit 1950 hat die NATO nicht nur auf das Militär der Türkei entscheidenden Einfluss, sondern auch auf die Politik. Nachdem die Türkei NATO- Mitglied wurde, wurde sie zur Streitmacht des Imperialismus. Nach dem Zerfall der Sowjetunion hatte die NATO ihren Gründungszweck eigentlich verloren. Jedoch hat der Zerfall der Sowjetunion die Absicht des Imperialismus, sich zu verbreiten, nicht aufgehoben. Deshalb wird die Türkei, solange der Imperialismus in unserem Gebiet die Vorherrschaft haben will, die Streitmacht der NATO bleiben. Wie es schon in Libyen geschehen ist, ist bei der NATO die Idee geboren, mit Soldaten in Syrien dagegen zu wirken. Auch die Türkei möchte hierbei mit handeln, um als Streitmacht der NATO bei diesem internationalen Plan Schutz zu haben. Sie werden schneller angreifen, sobald die NATO aufrüstet. Die NATO hat jedoch einige Voraussetzungen bei dem Syrien-Konflikt. Daher sieht es auch so aus, als ob die Türkei alleine gelassen wurde mit ihrem Vorhaben. Aber nicht nur hierbei, sondern überall auf der Welt, wo es einen potentiellen Krieg geben könnte, steht die NATO bereit, um als Streitmacht des Imperialismus zu kämpfen.

Was ist die Meinung des HDK (Demokratischer Kongress der Völker) zu diesem Thema und was macht er diesbezüglich?

Aydin Cubukcu: HDK hat festgestellt, dass die türkische Regierung innen und außen eine Kriegspolitik verfolgt. Im Inneren führt sie einen Krieg gegen die kurdische Bevölkerung und im Äußeren führt sie eine angespannte Politik gegen alle Nachbarstaaten. Dies tut der türkische Staat, weil er somit aus den Problemen, in denen er fast untergeht, rauszukommen denkt. Mit dem Krieg versucht der türkische Staat das ökonomische Dilemma, das Dilemma um die Kurdenfrage und das Dilemma in der Außenpolitik zu vertuschen. Keines dieser Dilemmas können mit einem Krieg gelöst werden. Jedoch wird die Regierung in der Zeit versuchen, sich zu stärken, in der die Öffentlichkeit mit dem Krieg beschäftigt sein wird. Daher wählen sie den Krieg. Wir dagegen wählen die Friedenspolitik. Unser Motto lautet: Innen Frieden, außen Frieden. Also fordern wir eine demokratische und friedliche Lösung für die kurdische Bevölkerung und eine friedliche Grundlage für die Beziehungen mit unseren Nachbarstaaten.

Das Interview führte Sezen Dinc