Alles andere als sichere Arbeitsverhältnisse mit Perspektive
Seit der Erosion der Normalarbeitsverhältnisse und der Einführung von prekären Beschäftigungsverhältnissen sprechen Soziologen wie Robert Castel von einer Wiederkehr der sozialen Unsicherheit als Hauptmerkmal gesellschaftlicher Entwicklung in den Ländern Westeuropas.
Die Folge davon ist speziell bei prekär Beschäftigten eine sich verbreitende Unsicherheit in der Lebens- bzw. Zukunftsplanung, da diese weder arbeits- und sozialrechtlich, tariflich noch mit einem existenzsichernden Lohn richtig abgesichert sind oder die berufliche Zukunft der Beschäftigten unvorhersehbar ist. Zu den Beschäftigungsformen gehören Mini-, Midi-Jobs bis hin zu Leih-, Teilzeit- oder auch Kurzarbeit, Werkverträge und Praktika sowie die sogenannten „Ein-Euro-Jobs“, die durch die Hartz 4 Gesetze eingeführt wurden. Viele Menschen leben dauerhaft in prekären Arbeitsverhältnissen und kämpfen nicht nur unter Konkurrenz für eine abgesicherte Arbeit. Denn prekär zu leben und zu arbeiten, bedeutet auch, Berufsfelder unter erhöhtem Belastungsniveau ständig wechseln zu müssen und somit keine berufliche Identität bilden zu können. Dies verhindert u.a. das Bilden von Solidargemeinschaften und Mitbestimmungsorganen am Arbeitsplatz. Das heißt, dass das Alltagsleben immer mehr individualisiert wird und dass keine zeitliche und räumliche Ordnung vorhanden ist. Betroffen davon sind insbesondere Jugendliche, Menschen mit Migrationsgeschichte und Frauen.
Aus dem DGB-Index Gute Arbeit im Auftrag der DGB Jugend 2015 geht hervor, dass junge Beschäftige überdurchschnittlich oft von prekärer Arbeit betroffen sind. 27,8 Prozent und damit mehr als ein Viertel der Beschäftigten stecken in solchen Arbeitsverhältnissen. Bei unter 25 jährigen sind es schon 46,4 Prozent, die eine prekäre Beschäftigung ausführen. Insbesondere bei Leiharbeit und Befristung sind die Unterschiede zur älteren Generation hoch: Junge Menschen unter 35 sind mehr als dreimal so oft befristet beschäftigt oder von Leiharbeit betroffen wie ältere Beschäftigte. Das heißt fast jeder zehnte junge Mensch steckt in Leiharbeit. Frauen sind generell am häufigsten von Teilzeitjobs betroffen. Von den unter 35 jährigen Frauen arbeiten 36 Prozent in Teilzeit. Zudem kommt hinzu, dass über 60 Prozent der Jugendlichen regelmäßig Überstunden von durchschnittlich 4,1 Stunden pro Woche machen (Stand 2015). Durch prekäre Beschäftigung, insbesondere Leiharbeit und Werkverträge, werden junge Beschäftigte deutlich schlechter gestellt und sind häufig nicht von Tarifverträgen abgesichert. Gleichzeitig sorgen prekäre Arbeitsverhältnisse für einen unsicheren Einstieg ins Arbeitsleben.
Soziales Engagement? Hobbys? Urlaub? Nicht drin. Ein gutes Leben mit Perspektive sieht anders aus! Die junge Generation erwartet eine Planbarkeit, ein sicheres Arbeitsverhältnis und eine gerechte Entlohnung, wenn es um Beschäftigung geht. Die Prekarität ist Teil einer neuartigen Herrschaftsform geworden, die auf der Basis einer zum Dauerzustand gewordenen Unsicherheit beruht und das Ziel hat, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zur Hinnahme ihrer Ausbeutung zu zwingen.
Dem stehen wirn entschieden dagegen!
Statt Arbeitsverhältnisse zu deregulieren und Menschen einem erhöhten Armutsrisiko auszusetzen, brauchen wir sichere unbefristete Arbeitsverhältnisse mit guter Bezahlung und Perspektive!
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