Über 3.500 Menschen demonstrierten wegen der „Kitakrise“ in der Hauptstadt, um mehr Aufmerksamkeit von der Politik und der Gesellschaft zu bekommen. Viele Familien und Erzieher beteiligten sich mit Plakaten an der Demonstration.

Die Teilnehmer forderten mehr Kitaplätze, einen besseren Betreuungsschlüssel, eine bessere Qualität der Betreuung und Bezahlung, mehr Räumlichkeiten für Kitas durch Investitionen in sozialen Wohnungsbau und ein zentrales Kitaplatzsuchsystem, um Eltern und Kitas zu entlasten.

In Berlin fehlen zurzeit mindestens 3.000 Kitaplätze. Etwa 2.000 Kitas haben ausreichende Räume, aber es fehlt an Personal. Im Jahr 2020 wird die Stadt 7.000 zusätzliche Erzieher benötigen und damit wäre nur der aktuelle Betreuungsschlüssel gerade so abgedeckt. Der eigentliche Bedarf ist viel höher, Tendenz steigend. Auf der anderen Seite gibt es in Berlin einen Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz, der schon lange nicht mehr für jedes Kind erfüllt werden kann. Ein Bankrott der Parteien und Bildungspolitiker, die seit Jahrzehnten alles versprechen, aber die entsprechenden Schritte nicht in die Wege leiten.

Kitaplätze schaffen ist eine Seite der Medaille. Die Qualität der pädagogischen Arbeit mit den Kindern und die Zusammenarbeit mit den Eltern in den Kitas ist die andere Seite . Die Kitas haben nämlich nicht mehr nur den Betreuungsauftrag der Kinder. Seit Anfang der 2000er hat ein Bundesland nach dem anderen die Kitas als Erziehungs- und Bildungseinrichtungen definiert und in ihrem Landesbildungsprogramm aufgenommen, so auch in Berlin.

Doch Papier ist geduldig! Die Realität sieht anders aus. Viele Erzieherinnen berichten, dass sie unter diesen Bedingungen gerade mal so ihrem Betreuungsauftrag nachkommen können, aber die erwünschte Qualität der pädagogischen Arbeit mit diesem Personalschlüssel sei bei weitem nicht erreichbar. Kitaleiter berichten, dass sie wegen des Personalmangels das vorgeschriebene Bildungsprogramm längst nicht mehr umsetzen können.

Was ist die Antwort der Senatsverwaltung für Bildung auf dieses Problem? Noch mehr Programme für „Quereinsteiger“ oder „Erzieherassistenten“! Es ist eine reine Bankrotterklärung der Politik. Dadurch wird die Qualität in den Kitas noch schlechter und es ist unter keinen Umständen eine Lösung für fehlende Erzieherstellen.

Ohne ausreichend ausgebildetes Fachpersonal kann es keine gute frühkindliche Bildung und Erziehung geben! Der Ausbau von Kitaplätzen ist deshalb nur mit der Schaffung der erforderlichen Erzieherstellen verbunden. Dieser Forderung entsprechende Taten folgen zu lassen wird nur möglich sein, wenn Eltern, Erzieher und alle Betroffenen sich zusammentun, lokale Bündnisse bilden und gemeinsam für ihre Forderungen kämpfen. „Demo Kita Krise Berlin“ war in guter Anfang dafür.

Fahri Baykara