„Ich will Lehrer werden, weil man wenig arbeitet, viel verdient und alle 6 Wochen Urlaub machen kann“, so oder so ähnlich denken viele Abiturienten, die nicht wissen, was sie studieren sollen. So denken viele Lehramtsstudierende, die noch keine Berufserfahrung haben und so denken viele Außenstehende, die nur die reinen Unterrichtsstunden der Lehrkräfte als Arbeitszeiten zählen. Doch eine Metastudie im Auftrag der Gewerkschaft der Erziehung und Wissenschaft (GEW) zeigt, dass das nur ein Vorurteil ist. Lehrer arbeiten im Schnitt 48 Stunden und 18 Minuten. Das ist deutlich länger als andere Beschäftigte im öffentlichen Dienst. Für die Studie wurden 20 verschiedene Studien zur Arbeitszeiterfassung ausgewertet.

Doch wie kommen diese Stunden zusammen? Niemand kennt die tatsächlichen Arbeitsstunden der Lehrer. In dem Arbeitsvertrag stehen 25 oder 28 Stunden, weil nur die Unterrichtsstunden gezählt werden, die der Lehrer vor der Klasse steht. Elternabend, Unterrichtsvorbereitung, Korrekturen, Beratungsgespräche und Konferenzen sind jedoch zusätzliche Arbeitsstunden, die der Lehrer selber regeln muss. Der Lehrer ist selber dafür verantwortlich, ob seine Unterrichts- und Klausurvorbereitung über der Zeit liegt. Überstunden werden nicht vergütet oder durch Freizeit ausgeglichen.

Es kommt immer wieder die Kritik, dass die Arbeitszeiten der Lehrer nicht festzuhalten und nicht kontrollierbar seien. „Lange Zeit wurde die Ermittlung der Arbeitszeit von Lehrkräften für unbestimmbar gehalten. Die neue Studie kommt jetzt zum gegenteiligen Ergebnis: Sie ist sehr wohl bestimmbar. Und sie ist im Durchschnitt deutlich zu hoch“, so die Kritik von der GEW-Vorsitzenden Marlis Tepe.

Frank Mußmann von der Uni Göttingen kritisiert diesen Zustand: „Es fehlen Erholungsmöglichkeiten in den Schulpausen, die Sieben-Tage-Woche ist in der Schulzeit obligatorisch und die Entgrenzung der Arbeitszeit ist fast die Regel.“ Mußmann hatte bereits 2016 eine Studie durchgeführt, für die er 2900 Lehrkräfte aus 255 Schulen ihre Arbeitszeiten ein Jahr lang protokollieren ließ. Auch da wurde seine Kritik bestätigt.

Nun wollen einige Lehrer vor Gericht durchsetzen, dass die Arbeitszeiten reduziert werden. Der Beruf des Lehrers ist unabhängig von der Arbeitszeit mit viel Verantwortung, Stress, Lautstärke, Disziplin und Durchsetzungsvermögen verbunden. Umso wichtiger ist es, dass auf die Gesundheit geachtet und die Arbeitszeit verkürzt wird.