kölnfreiräumeDie Vollversammlung des Kölner Jugendrings e.V. hat am 19. Februar 2015 den Beschluss gefasst, ein regionales Bündnis für Freiräume zu gründen. Mit der Stellungnahme “jung, aktiv, selbstorganisiert – Für mehr Freiräume für junge Menschen“ beschreibt der Kölner Jugendring, welche Freiräume junge Menschen brauchen. Еs braucht in vielen Lebensbereichen junger Menschen mehr Freiräume. Das reicht von der Anerkennung von Jugendkultur im öffentlichen Raum bis hin zu mehr Freiräumen im Bildungsweg. Wir sind der Meinung, dass das Thema gesamtgesellschaftlich betrachtet werden muss und sind deshalb auf der Suche nach weiteren Unterstützer*innen aus der Kölner Stadtgesellschaft, die sich dem Bündnis anschließen wollen“, erklärt Sarah van Dawen-Agreiter, Vorsitzende des Kölner Jugendrings. Das Bündnis fordert folgende Änderungen in Schule und Ausbildung:

1. Junge Menschen brauchen Zeit
2. Junge Menschen brauchen Entschleunigung
3. Junge Menschen brauchen Platz

Die „Initiative zum Bündnis für Freiräume“ geht vom Landesjugendring NRW aus. Auf Landesebene haben sich dem Bündnis schon viele Unterstützende angeschlossen, u.a. Landtagspräsidentin Carina Gödecke, DGB-Landesvorsitzender Andreas Meyer-Lauber, der Vorsitzende des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte Nordrhein Thomas Fischbach und der Präsident des Landessportbundes Walter Schneeloch. Auch Jugendverbände, u.a. die DIDF-Jugend, SJD-Die Falken, DGB-Jugend, DJO, BDAJ und die LSV-NRW haben sich als Unterstützer diesem Bündnis auf regionaler Ebene angeschlossen.

Stellungnahme des Kölner Jugendrings
Junge Menschen stehen unter Leistungsdruck. Wer sich nicht anpasst an gesellschaftliche Ansprüche oder in die gesellschaftliche Norm nicht hineinzupassen scheint, gilt als potenziell gefährdet. Jungen Menschen wird kaum zugestanden, für Entscheidungen auch mal Zeit zu brauchen oder sich nochmal um zu entscheiden. Durch die Entwicklungen im Bildungssystem in den letzten Jahren sind die Ansprüche, die an junge Menschen gestellt werden, weiter gewachsen. Durch verkürzte Bildungssysteme müssen sie viel schneller lernen wie z.B. im G8. Auch auf dem Arbeitsmarkt wird von ihnen ein hoher Grad an Flexibilität und Mobilität erwartet. Gerade junge Beschäftigte sind in einem hohen Maße von prekären Beschäftigungsverhältnissen betroffen (z.B. Praktika, unfreiwilliger Teilzeitarbeit, Befristung, Minijobs, Zeit-und Leiharbeit). Das stellt eine zusätzliche Belastung für junge Menschen dar. Und auch die freie Zeit wird immer stärker unter den Fokus der Verwertbarkeit gestellt. Durch den erhöhten Leistungsdruck treten vermehrt auch ernsthafte Erkrankungen wie depressive Verstimmungen und Essstörungen auf. (vgl. Kiggs Studie/ DAK-Leuhana Studie 2011) Non-formale Bildungsprozesse sind davon bedroht – trotz aller Beteuerungen – noch weiter ins Abseits gedrängt zu werden. Dabei bieten sie den Ort und die Möglichkeit für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sich auszuprobieren und dabei auch Fehler machen zu dürfen. Jugendkulturelle Ausdrucksformen sind immer noch nicht ausreichend anerkannt (vgl. Kinder-und Jugendbericht der Bundesregierung, S. 227 ff.) und junge Menschen im öffentlichen Raum werden oft problematisiert anstatt sie als Bereicherung ernst und wahr zu nehmen. Dies alles sehen wir kritisch und fordern im Sinne einer einmischenden Jugendpolitik mehr Freiräume für junge Menschen.