Jede dritte Frau erlebt mindestens einmal in ihrem Leben körperliche oder sexualisierte Gewalt. Die Zahl der Gewalttaten an Frauen ist in den vergangenen Jahren sogar gestiegen. Im Jahr 2019 ist an fast jedem dritten Tag eine Frau durch ihren Partner oder Ex-Partner gestorben. Alle 45 Minuten wird eine Frau durch ihren Partner angegriffen oder verletzt. Erste Studien zeigen jetzt bereits: diese Situation ist während des Corona-Lockdowns nur noch schlimmer geworden. Diese Zahlen beziehen sich nicht auf irgendwelche Länder, sondern auf Deutschland.
Gewalt gegen Frauen ist ein gesellschaftliches Problem. Die Zahlen zeigen ganz deutlich, dass sie nicht – wie so oft getan – nur auf Gruppen von Menschen mit einer bestimmten Herkunft zurückzuführen ist, sondern sich quer durch die gesamte Gesellschaft zieht. Frauen aller sozialer Schichten sind von Gewalt betroffen. Für Frauen hängt oft die gesamte finanzielle Existenz an ihrem Mann. Unter anderem die Angst vor den Konsequenzen einer Anzeige, wie die Furcht vor weiterer Gewalt, aber auch der Verlust der Lebensgrundlage – und weil immer noch so getan wird, als ob Gewalt gegen Frauen ein Einzelphänomen und somit mit Scham und Angst behaftet ist – liegt die Dunkelziffer von Frauen, die Gewalt erfahren wohl noch deutlich höher.
Der 25. November ist der internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. Frauen erleben auf der gesamten Welt Gewalt. Deshalb wurde 2011 die Istanbul-Konvention, ein völkerrechtlicher Vertrag zur Bekämpfung der Gewalt an Frauen, ausgearbeitet. Die Istanbul-Konvention sieht die Abschaffung von diskriminierenden Vorschriften gegenüber Frauen und Mädchen in den Verfassungen der Länder, die sie unterzeichnen, vor. Außerdem sollen Hilfsangebote (Beratungsstellen, Frauenhäuser etc.) geschaffen und ausgeweitet werden. Die unterzeichnenden Staaten verpflichteten sich ebenso strikt gegen Gewalttaten, Vergewaltigung, Zwangsheirat uvm. vorzugehen. 45 Länder haben die Istanbul-Konvention unterschrieben. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass die Vorgaben, die darin gemacht werden, auch von allen Staaten umgesetzt werden. Von der Istanbul-Konvention hat man in den vergangenen Monaten vor allem dadurch gehört, dass Staaten, wie die Türkei oder Polen, angekündigt hatten, sich aus der Konvention zurückzuziehen. Nicht, dass die Situation der Frauen in diesen beiden Staaten gut ist, zeigt es jedoch sehr deutlich, dass die strukturelle Gewalt gegen Frauen kein Problem ist, dass die Regierungen dieser Länder unbedingt angehen wollen.
Dabei schließen wir uns Frauenbewegungen auf der gesamten Welt an, die sagen: „nicht eine mehr!“. Nicht eine mehr darf sterben, einfach nur weil sie eine Frau ist! Nicht eine mehr darf vergewaltigt werden, einfach nur weil sie eine Frau ist! Gewalt gegen Frauen ist ein Problem, das uns alle betrifft. Deshalb müssen wir am 25. November, aber auch an allen 364 anderen Tagen im Jahr konsequent einstehen und sagen: Nein zu Gewalt an Frauen!
Wir fordern
- Flächendeckender Ausbau von Frauenhäusern
- Sichere Arbeitsplätze
- Ehemann unabhängiges Einkommen
- Gleicher Lohn bei gleicher Arbeit
- Mehr Aufklärungsarbeit in Schulen und sozialen Einrichtungen
- Zugang zu Hilfsangeboten sichern
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