softnewsJugendliche holen sich ihre Informationen so gut wie nur noch über die sozialen Netzwerke. Falls sie sich überhaupt informieren…

Schon länger ist uns bewusst, dass jüngere Menschen kaum noch ein Printmedium in die Hand nehmen, aber laut neusten Studien wird auch die Leserschaft von online Informationsmedien immer älter. Es zeigt sich die Tendenz eines Medienwechsels bei jüngeren Lesern, falls sie denn überhaupt lesen. Traditionelle Print- und Onlinemedien, sowie generell Massenmedien werden mehr und mehr vermieden. Wenn es darum geht, sich über die Welt zu informieren, werden immer stärker soziale Netzwerke benutzt.

Die Realität der Massenmedien scheint sich daher zu verändern, wenn noch zu Beginn der 90er zum Zeitalter des Internetbooms Soziologen sagen konnten, „Was wir über die Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir durch die Massenmedien.“ Ist dieser Satz heute nur noch bedingt zutreffend. Natürlich kursieren viele Nachrichten der Massenmedien immer noch auf Facebook und anderen sozialen Netzwerken. Jedoch sind sie meistens auf wenige oder nur einen Satz unter einem vielsagendem Bild beschränkt, auch wenn es einen entsprechenden Link zum vollständigen Artikel gibt, werden diese kaum genutzt. Vor allem, wenn es sich um Links zu Print- und Onlinemedien mit Text handelt, ist die Rate der Klicks sehr gering, somit auch das Interesse an einer genauen Darstellung eines Ereignisses auf der Welt. Außerdem werden die Accounts der sozialen Netzwerke mit einer unglaublichen Menge von Informationen und Inhalten bombardiert, so dass diese schnell vorbei ziehen, ohne einem die Möglichkeit zu geben, zu entscheiden, was den wichtig war.

Laut neusten Umfragen (fög-Forschungsinstitut Öffentlichkeit und Gesellschaft Universität Zürich) wollen Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 16 und 29 in erster Linie unterhalten werden, daher nutzen diese angeblich weniger Medien mit „Hardnews“. Die Vorliebe seien wohl „Social Media-Kanäle“ mit „Softnews“. Es werden eher qualitätsmindere Nachrichten in den sozialen Netzwerken genutzt oder ereignisgebundene Kurznews.

Interessant wär es zu erfahren, wie die Welt von Jugendlichen wahrgenommen wird die tatsächlich nur soziale Netzwerke und Kurznews nutzen, um sich über die Ereignisse auf der Welt zu informieren. Vermutlich wird ihnen immer wieder der Kontext von bestimmten Ereignissen fehlen, auch wenn laut der Studie immer mehr Jugendliche dies auch nicht wollen. Wem nutzt es denn, wenn eine heranwachsende Generation nie Hintergrundinformationen möchte und vieles ohne Kontext aufnimmt? Denn eigentlich liegt es in der Natur des Menschen neugierig zu sein. Vielleicht wäre eine Untersuchung zu der Frage: „Werden Jugendliche bei der Interpretation komplexer politischer, sozialer und ökonomischer Zusammenhänge immer öfter allein gelassen?“, so dass rückständige herkunftsorientierte, nationalistische oder religiöse Kräfte mit ihren einfachen Argumentationsmustern ein einfaches Spiel haben? Denn bei diesen Kräften bedarf es keinem Kontext, die Feindbilder sind schnell geschaffen.

Suphi Sert