frauenZum zweiten Mal fand am Valentinstag der „V-Day“ (Vagina-Day) statt. Tausende Frauen trafen sich auf den Straßen ihrer Städte und tanzten für Freiheit, Gerechtigkeit und Befreiung. Ihre Befreiung von der männlich dominierten Gesellschaft, die seit Jahrtausenden die Unterdrückung der Frau gewährleistet. „Du hast mich nie besessen, du kennst mich nicht einmal. Ich bin nicht unsichtbar.“ Heißt es in der Frauenhymne und der dazugehörige Mobi-Film verschafft Gänsehaut und Tränen in die Augen. Und all das passiert heute noch im 21. Jahrhundert, traurig, aber leider wahr.

Eine Frau pro Stunde
Weltweit wird jede dritte Frau mit sexualisierter Gewalt konfrontiert. In Deutschland wird alle 68 Minuten eine Frau vergewaltigt. Jede vierte Frau in Deutschland wird in ihrem Leben mal sexuell missbraucht und jede dritte belästigt. Jährlich suchen 40.000 Frauen aus diesen Gründen Zuflucht in Frauenhäusern. Hinzu kommt, dass laut Gesetzeslage ein „Nein!“ nicht reicht, um vor Gericht zu erklären, dass man während des Missbrauchs dagegen war.
Trotzdem wird die Schuld mittels der Täter-Opfer-Umkehr immer noch in die Schuhe der Frauen geschoben. Es sei die leichte Bekleidung, die die Männer dazu motivieren würde, zu vergewaltigen. Seelenruhig werden diese Beschuldigungen akzeptiert und etabliert. Dass man einer männlich dominierten Gesellschaft das Nicht-Vergewaltigen beibringen könnte, kommt aber nicht in Frage und erscheint zudem absurd. Immer mehr Frauen besuchen Selbstverteidigungskurse oder kehren früher von Veranstaltungen nach Hause. Weniger Straßenbeleuchtungen in Wohnsiedlungen, wenige Sicherheitskräfte an öffentlichen Plätzen. Frauen werden dazu verleitet, das Haus gar nicht erst zu verlassen. Die perfekte Angstsituation also, um der Herdprämie noch einmal den letzten Schliff zu geben.

Anfassen, berühren, streicheln. – „Das ist doch alles nicht so gemeint.“
Als Frau konnte man sich noch nie wehren, man darf Sexismus und sexualisierte Gewalt nicht beim Namen nennen. Es ist und bleibt ein Tabu sich gegen die Männer aufzulehnen. Wer beschuldigt schon seine Freunde, Kollegen oder Chefs? Dabei ist jede Berührung, die als unangenehm wahrgenommen wird, Missbrauch und Belästigung. Doch die Frauen trauen sich nicht laut zu werden. Der Gedanke alles zu zerstören, die sichere Arbeitsstelle, Freundschaften oder den Familiensegen, lässt sie verstummen. Aber auch der Gedanke von Schwäche, der ihnen wieder und wieder von den Medien eingetrichtert wird, hindert das Selbstbewusstsein. Frauen sollen nicht stark und unabhängig sein. Nein, sie sollen schön und das Accessoire des Mannes sein, sie dürfen sich ab und zu mal an seine Schulter lehnen, aber nicht rebellisch sein, dafür ist der Mann da.

Große Genderei
Da gibt es zwischen den ganzen Debatten aber immer noch dieses Phänomen von den sogenannten „Frauenrechten“, die Frau sich erkämpfen muss, oder, die Mann ihr zusprechen soll. Es ist töricht, von Rechten zu reden, die einer „Minderheit“ (etwas über 50% der Weltbevölkerung!!!) erst zustehen, da sie sich diese erst einmal verdienen muss. Frauenrechte gibt es in dieser Form nicht. Ja, es gibt Rechte, für die man sich einsetzen muss, die bewahrt werden müssen und die geschützt werden müssen. Aber es handelt sich hierbei um keine Rechte, die man x-beliebig ein- und austauschen kann, die man sich erst verdienen muss. Sondern um Menschenrechte, die nach Bedürfnissen erteilt werden. Die Geschlechtertrennung wird hier an komplett falscher Stelle angesetzt. Denn die überempfindliche Genderpolitk schürt doch nur Ängste, anstatt sie zu bekämpfen. Frauenstatut hier, Quoten da und eine neutrale Sprache dort. An einer falschen Ecke wird sensibilisiert und um von den wesentlichen Problemen abzuschweifen, wird über die banalsten Dinge debattiert: Ob man ein Begriff gendert oder nicht, ist wohl Nebensache, wenn gleichzeitig einmal die Stunde eine Frau vergewaltigt wird. Denn diese wird es in dem Moment nicht interessieren, ob sie später als Opfer oder Opferin bezeichnet werden soll.

Dirim Su Derventli