IG Metall und der Arbeitgeberverband Gesamtmetall, haben in der 5. Tarifrunde am 18.11.2022 sich in Baden-Württemberg auf ein Verhandlungsergebnis geeinigt. Wir Metaller:innen, die in der DIDF – Jugend aktiv sind, haben eine deutliche Kritik an diesem Ergebnis, die wir hier aufzeigen möchten und die Kolleginnen und Kollegen in den Tarifkommissionen auffordern diesen Kompromiss abzulehnen.

Unsere Gewerkschaft, die IG Metall, ist mit einer Forderung von 8 Prozent Lohnerhöhung für 12 Monate in die Verhandlung gegangen. Über zwei Verhandlungsrunden hatte Gesamtmetall kein Angebot vorgelegt, in der dritten Verhandlungsrunde wurde dann eine Einmalzahlung von 3000 Euro für 30 Monate vorgeschlagen. Dies wurde von den Tarifkommissionen in den Bezirken zu Recht zurückgewiesen. Ab Ende Oktober haben dann die Warnstreiks begonnen. In fünf Wochen haben knapp eine Millionen Kolleginnen und Kollegen an den Warnstreiks teilgenommen – darunter waren auch wir, junge Metaller:innen und Auszubildende.

Bei jedem Warnstreik wurde uns immer wieder versprochen, dass der Tarifvertrag 12 Monate gelten soll und die Lohnerhöhung 8 Prozent betragen soll – Für diese Forderungen waren alle kampfbereit, das haben wir überall gezeigt.

Wäre bei der fünften Verhandlungsrunde kein Ergebnis erzielt worden, so wären wir in die nächste Eskalationsstufe bei unserem Arbeitskampf eingetreten. Also 24 Stunden Warnstreiks und Mobilisierung zu den Urabstimmungen für unbefristete Streiks.

Obwohl das Ergebnis aus Baden-Württemberg „nur“ ein Verhandlungsergebnis ist, über den noch abgestimmt werden muss, erklärt der Gewerkschaftsvorstand öffentlich, dass der Tarifvertrag unter Dach und Fach sei! In allen Bezirken der IG Metall werden fast wortgleiche Erklärungen abgegeben in denen von „dauerhaften Entgeltsteigerungen“ die Rede ist. Doch was wurde wirklich bei den Verhandlungen erreicht?

Hier wollen wir in 4 Schritten aufzeigen, wie wir den Abschluss der IG – Metall bewerten.

ZU LANGE LAUFZEIT

Die Südwestmetall und die IG – Metall Baden-Württemberg einigten sich auf eine Laufzeit von 24 Monaten. Lange Laufzeiten waren eine der Forderung von Gesamtmetall. In Zeiten einer steigenden Inflation und einer drohenden Wirtschaftskrise braucht man kein Experte zu sein, dass dies vor allem zu Lasten der Beschäftigten und Auszubildenden ist. Weil mit diesem Abschluss erst wieder im September 2024 Lohnforderungen gestellt werden können in der Metall- und Elektroindustrie.

Wir fordern weiterhin: 12 Monate Laufzeit!

UNSERE 8% FORDERUNG WURDE MEHR ALS HALBIERT!

Nach dem Verhandlungsergebnis sollen die Erhöhung der Löhne und Ausbildungsvergütungen in zwei Schritten erfolgen. Die erste Erhöhung findet erst im Juni 2023 und das nur mit 5,3% statt. Das heißt in den ersten 8 Monaten gehen wir komplett leer aus und ab Juni werden unsere Löhne und Ausbildungsvergütungen dauerhaft real gesenkt!

Zur Erinnerung: Die letzte dauerhafte Lohnerhöhung haben wir in der Tarifrunde 2018 erhalten! Die erste dauerhafte „Lohnerhöhung“ nach fünf Jahren ist in Wahrheit eine Reallohnsenkung!

Die zweite „Reallohnsenkung“ findet im Mai 2024 mit 3,2% statt. Im September 2024 läuft dann der Tarifvertrag aus und es können neue Forderungen gestellt werden.

Wer jetzt daraus eine 8,5 Prozent Lohnerhöhung errechnet, sollte zur Nachhilfe gehen! Auf die gesamte Laufzeit bezogen, ergeben sich höchstens 4,2%! Wenn wir noch die 8 Monate berücksichtigen, in denen wir leer ausgehen, dann sind wir schon unter 4%!

Übrigens: Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall spricht ganz offen darüber, welche Art von Abschluss dies ist. Der Präsident Stefan Wolf sagt hierzu, dass die IG Metall mit der Forderung von 8 Prozent auf 12 Monaten gestartet ist. Das Ergebnis sei aber 4 Prozent auf 12 Monate. Das sei eine Halbierung der Forderung der Gewerkschaften und damit ein guter Abschluss.

Wir fordern weiterhin: 8% für 12 Monate!

INFLATIONSAUSGLEICHSPRÄMIE

Zwischen den sogenannten Entgelterhöhungen werden jeweils im Februar 2023 und 2024 Einmalzahlungen von jeweils 1500 Euro ausgezahlt. Dies gilt allerdings nicht für Auszubildende und dual Studierende. Für uns haben sich die beiden Parteien auf zwei Mal 550 Euro geeinigt. Die IG Metall fällt mit dieser Einigung, uns Auszubildenden in den Rücken. Obwohl es klar ist, dass wir von der aktuellen Situation mit der Inflation am stärksten betroffen sind. Es wäre falsch, diese Einmalzahlungen in die Berechnung der Entgelterhöhung miteinzubeziehen. Denn es sind keine dauerhaften Erhöhungen und haben keine Auswirkungen auf weitere Sonderzahlungen und Sozialabgaben.

Wir fordern für alle: 3000 Euro Inflationsausgleichsprämie für 12 Monate!

Die Welt, wie sie Gesamtmetall gefällt

Doch der sogenannte „Pilotabschluss“ hat noch weitere Regelungen, die abgelehnt werden müssen. Eine davon ist die „Differenzierungsklausel“ und die andere ist die sogenannte „Energienotfallklausel“.

Durch die erste Klausel soll geregelt werden, dass bei wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Zusatzbetrag bis zu vier Wochen vor der Auszahlung verschoben werden kann, auf spätestens den 30. April des Folgejahres. Hier braucht es nicht mal die Zustimmung des Betriebsrats oder der lokalen Gewerkschaftsstruktur. Halten sich die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, so kann das Unternehmen dem Betriebsrat die wirtschaftliche Situation erklären. Im Tarifvertrag sind konkrete betriebswirtschaftliche Zahlen genannt, die hier erfüllt sein müssen. Ansonsten kann durch eine Erklärung vor dem Betriebsrat die Zusatzzahlung gestrichen werden. Es ist zu befürchten, dass mit dieser Regelung zum T-Zug ein Tor zu den anderen Zahlungen, wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld in Zukunft geöffnet wird.

Durch die zweite Klausel der sogenannten „Energienotfallklausel“ wird den Unternehmen noch mehr Möglichkeit geboten unseren Lohn zu kürzen. Alles was in diesem Tarifvertrag vereinbart wurde, steht unter dem Vorbehalt einer sogenannten „Energienotfallklausel“. Das heißt, jeder einzelne Betrieb kann Verhandlungen zum Abweichen von den Flächentarifverträgen fordern, wenn die jeweilige Konzernleitung einen „Energienotfall“ ausmacht.

Mit solchen Klauseln werden die Tarifverträge ausgehöhlt und die Verantwortung auf die Einhaltung bzw. Änderung auf Betriebsräte abgewälzt. Solche Klauseln sind nicht im Sinne der Beschäftigten und Auszubildenden, sondern im Sinne der Unternehmen. Regelungen, die unsere erkämpften Tarifverträge aushöhlen, Tarifleistungen an die wirtschaftliche Leistung eines Unternehmens binden, haben unseren gesamten Widerstand verdient.

Wir fordern: Weg mit diesen Klauseln!

VERHANDLUNGSERGEBNIS ABLEHNEN!

Liebe Kolleginnen und Kollegen in den Tarifkommissionen, in den Vertrauenskörperleitungen, Vertrauenskörperschaften, Betriebsräten und Jugend- und Auszubildendenvertreter:innen, werdet laut in euren Gremien und stimmt gegen dieses Verhandlungsergebnis.

Wir brauchen jetzt sofort eine kräftige Lohnerhöhung! 12 Monate Laufzeit – Kein Tag länger!  

Statt arbeitgeberfreundliche Klauseln in den Tarifvertag zu setzen, brauchen wir jetzt einen automatischen Inflationsausgleich!