kurddidfWährend die kriegsähnlichen Zustände in den kurdischen Provinzen in der Türkei noch andauern, haben es sich einige türkische rassistische Gruppen und Organisationen in Deutschland zur Aufgabe gemacht, das gemeinsame Verhältnis der kurdisch- und türkischstämmigen Bevölkerung zu stören und den Hass, sowie die Spaltung nach Ethnien herbei zu provozieren.

Bisher demonstrierten diese Kreise in Duisburg, Aschaffenburg, Dortmund und Rotterdam unter dem Deckmantel „Solidaritätsdemo für die Türkei, im Kampf gegen den PKK-Terrorismus“ und „Friedensmarsch für die Türkei und EU“. Sie planen weitere Demonstrationen für den 10. April in mehreren großen Städten. Auf diesen Demonstrationen treten sie offen nationalistisch und rassistisch auf und versuchen die hier lebende türkeistämmige Bevölkerung mit Vorurteilen, nach Religion, Nation und politischer Gesinnung zu spalten. Hierbei stellen sie jeden als schlecht dar, der gegen die geführte menschenfeindliche Politik von Recep Tayyip Erdogan ist. Sie versuchen durch Provokationen weitere Vorurteile zu schüren und Auseinandersetzungen zwischen Türken und Kurden aufzubauen. Es ist eindeutig zu sehen, dass diese Gruppen der türkischen Regierung nahe stehen und versuchen sich der aufgestauten Trauer und Wut unter den türkeistämmigen Bürgern zu bedienen, welche durch das Blutvergießen und die unzähligen Toten in der Türkei entstanden sind. Denn auf Türkisch treten sie mit den Losung: „Alles für das Vaterland – Märtyrer sterben nicht, das Vaterland kann nicht geteilt werden“ auf.

Es ist offenkundig, dass auf diesen Demos Menschen mit kurdischer Herkunft als Zielscheibe hingehalten, beschuldigt und als Terroristen abgestempelt werden. Somit ist klar, die Organisatoren dieser Märsche und Demos befürworten den Krieg statt den Frieden und den Tod statt dem Leben. Sie heizen die Stimmung an, verbreiten ihre nationalistischen Provokationen und bezwecken scheinbar eine Türken-Kurden Auseinandersetzung.

Die neu gegründete Gruppe nennt sich „Neues türkisches Komitee Deutschland (AYTK) – für die unabhängig Vaterlandsliebenden“ und veranstaltet in Berlin, Düsseldorf, Wuppertal, Hamburg, Köln, Stuttgart, München, Frankfurt und Nürnberg Demonstrationen.

Auch wenn es heißt, sie demonstrieren „gegen den Terror, für den Frieden“, zeigt uns ihre benutzte Sprache, bei ihren Aufrufen und den Demonstrationen selbst, dass sie eher die Politik der Regierungspartei in der Türkei fortführen wollen und diese unterstützen, welche zu immer mehr Blutvergießen führt. Und nicht zur Beendigung des Kriegszustandes, der Auseinandersetzungen, geschweige denn zum Frieden in der Türkei.

Es ist offenkundig, dass diese rassistischen Demonstrationen zu mehr Unruhen unter den in Deutschland lebenden Türkeistämmigen führen werden, welche im selben Betrieb arbeiten, im selben Stadtteil wohnen, zur selben Schule gehen und gemeinsame Ängste, Sorgen und eine gemeinsame Zukunft haben. Es bringt nichts Türken gegen Kurden oder Kurden gegen Türken in Deutschland aufzuhetzen, vor allem hat es keinen Nutzen für die „türkische Heimat und Nation“. Dies wird nicht für Frieden oder zum Stopp der Auseinandersetzungen in der Türkei führen.

Es ist natürlich und normal, dass Türkeistämmige in Deutschland die Ereignisse in der Türkei mitverfolgen und davon betroffen sind. Die Schmerzen und das Leid auch aus der Ferne teilen. Es ist aber nicht natürlich, die hier lebenden Menschen aufzuwiegeln und der Versuch bestimmter politischer Interessenvertretungen die hier lebenden Menschen als Unterstützer der blutigen und kriegerischen Politik in der Türkei zu gewinnen.

Kann es natürlich und menschlich sein, indem man „Heimat- und Nationenliebe“ sagt, auch gleichzeitig „ja“ zu mehr Blutvergießen und Sterben von Menschen sagt? Rassismus ist menschenverachtend, also sollten wir nicht teilhaben an der Seite von Gruppen, Regierungen und Organisationen, welche das kurdische Volk und die Nation verleugnet, sie demütigt und rassistisch unterdrückt. Sie appellieren an die Emotionen der Türkeistämmigen, man solle etwas für sein Vaterland machen. Dies darf aber nicht bedeuten, das kurdische Volk als Feind und Terroristen hinzustellen. Unsere ethnische oder religiöse Herkunft gibt uns nicht das Recht, andere Völker, Nationen oder Religionszugehörigkeiten nieder zu machen.

Wir sind, genau wie die Mehrheit der Türkeistämmigen in Deutschland, dafür, dass das türkische Volk das Recht auf ein demokratisches und freies Leben hat. Jeder hier lebende hat das Recht seine Meinung schriftlich, verbal oder durch Protestaktionen frei kundzutun. Und natürlich dürfen auch türkeistämmige Gruppierungen und Organisationen mit unterschiedlichen politischen Einstellungen ihre Meinung und Forderungen, die sie für richtig erachten, in Protestaktionen kundtun, dies machen sie ja auch schon. Aber dieses Recht darf nicht dazu missbraucht werden, menschenverachtenden Rassismus und Krieg als berechtigt darzustellen und zu fordern.

Klar ist: die Teilnehmer solcher Protestaktionen, wie die von der AYTK organisierten, nehmen aus den unterschiedlichsten Gründen und Gefühlen teil. Und man sollte nicht alle Teilnehmer dieser Protestaktionen mit den Organisatoren, Provokateuren und Verfechtern von paramilitärischem Krieg und Gewalt gleichsetzen.

Lasst uns gemeinsam, unabhängig davon, welcher Ethnie oder Religion wir angehören, ein Zeichen gegen Krieg und Rassismus setzen.

Bundesvorstand der DİDF
06. 04. 2016