deniz bahadirDie Vorbereitungen für die 9. Bundeskonferenz der DIDF-Jugend laufen auf Hochtouren. Bereits seit 1996 ist die DIDF-Jugend im politischen, kulturellen und sozialen Leben der türkeistämmigen Jugendlichen vertreten. Vom 21. bis 23. Februar wird ihre 9. Bundeskonferenz (BuKo) in Frankfurt stattfinden. Wir sprachen mit Deniz Bahadir (Bundesvorstandsmitglied der DIDF-Jugend) aus Nürnberg über die Vorbereitungen der Konferenz.

Würdest du dich bitte kurz vorstellen?

Ich bin 18 Jahre alt und arbeite bei der Deutschen Bahn als Gleisbauer. Dort bin ich außerdem noch Jugend- und Auszubildendenvertreter (JAV) und seit zwei Jahren bin ich im Bundesvorstand der DIDF-Jugend.

Auf der BuKo werdet ihr die letzten zwei Jahre bewerten, eure Arbeit noch einmal betrachten. Was war entscheidend für euch in den letzten Jahren?

Besonders 2013 war für uns ein aufregendes Jahr. Der NSU-Prozess hat begonnen, die NSA-Spionageskandale, die Entwicklung des Friedensprozesses in der Türkei, die Bewegung im Gezi Park, die Bundestagswahlen und die allgemeine politische Entwicklung in Deutschland. Das alles hat uns eine aktive und „aufregende“ Zeit beschert. Für uns ist, vor allem, die Bewegung in der Jugend entscheidend. Gerade diese politisch sehr aufreibende Zeit hat uns gezeigt, dass im Leben jedes Jugendlichen nicht alles gut läuft, auch, wenn die EU das Gegenteil behauptet. Für uns Jugendliche entspricht das nicht der Wahrheit. Deutschland ist einer der Vorreiter des Niedriglohnsektors in Europa. Jeder dritte unter 35 Jahren und sogar jeder zweite unter 25 Jahren befindet sich in prekären Beschäftigungsverhältnissen. Wir reden von einer Jugend, die sich mit einer großen Perspektivlosigkeit auseinandersetzen muss. Besonders türkeistämmige Jugendliche haben kaum Zugang zu Bildung, einer Ausbildung oder einem gesicherten Arbeitsplatz. Auch die neue große Koalition macht keine Anstalten diesbezüglich etwas zu ändern. Eher im Gegenteil, der groß umworbene Mindestlohn und die Umstrukturierung des prekären Sektors verschieben die wahren Probleme nur. Das ist auch im Bildungssystem nicht anders. Als eine Jugendorganisation wollen wir zeigen, dass wir diese Probleme nur organisiert angehen können. Die Gezi-Park-Bewegung war da für uns sehr lehrreich. In einer organisierten Form können unsere Anstrengungen, unsere Kämpfe erfolgreich sein.

Wie gehen die Vorbereitungen für die BuKo voran?

Unsere Konferenzvorbereitungen fingen bereits Anfang Dezember an. Lokale Treffen und Ortskonferenzen oder -begegnungen fanden und finden statt. Die meisten Orte haben ihre Jahreshauptversammlungen bereits durchgeführt, so z.B. auch unsere großen Ortsgruppen, wie Essen, Hamburg oder Frankfurt. Auch in dieser Zeit gab es eine Menge Aktivitäten. Kulturelle und Sportveranstaltungen, Bildungscamps oder Seminare. So ziehen die Ortsgruppen ihre eigene Arbeit durch und wählen zudem noch neue Ortskommissionen. In erster Linie geht es uns darum, mit unseren zukünftigen Aktivitäten weite Schichten und Bereiche der Jugend zu erreichen und die Kräfte zu bündeln. Auch auf Bundesebene befinden wir uns jetzt in der Abschlussphase. Der Rechenschaftsbericht ist geschrieben, die Tagesordnung steht und unsere Gäste sind eingeladen.

Welche Gäste habt ihr denn eingeladen? Und welche Bedeutung hat dies für euch?

Als eine Organisation, die in Deutschland Politik und Jugendarbeit betreibt, ist die Kooperation mit anderen politischen Jugendverbänden ein Schwerpunkt für uns. Es gibt einige Jugendorganisationen, mit denen wir bereits seit Jahren eng zusammenarbeiten. Wir haben Gäste von der Gewerkschaftsjugend und von politischen Jugendverbänden und für die Migrantenorganisationen den Verband der Studierenden aus Kurdistan in Europa, YXK, eingeladen.

Habt ihr bereits Pläne für Aktivitäten nach der Konferenz?

Der jetzige Bundesvorstand wird auf der BuKo einige geplante Aktionen vorstellen. Die wichtigste, mit deren Vorbereitung wir schon begonnen haben, wird unsere neue Kampagne: „Werd‘ laut in deiner Stadt“ sein. Die Kampagne wird aus mehreren Säulen bestehen und hauptsächlich in den Orten durchgeführt werden. Auf unserer letzten Vorstandssitzung haben wir zudem ein Open-Air Jugendfestival im Sommer beschlossen. Außerdem erwarten uns noch unsere Camps. Zwischen Ostern und Pfingsten werden der Süden, NRW, der Norden und Berlin Sternencamps für unsere Kleinsten machen. Das diesjährige Sommercamp wird in unserer Arbeit auch einen besonderen Stellenwert einnehmen. Denn dieses Jahr findet ein internationales Jugendcamp, organisiert von der EMEK-Jugend, in der Türkei statt. Zu diesem Camp, das vom 2. bis 10. August in Izmir/Dikili stattfindet, mobilisieren wir auch aus Deutschland hin.

NL: Danke für das Gespräch.